Gesundheit & Medizin

Sachsens Kinder brauchten in der Pandemie mehr Sprachtherapien

Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf die Sprachentwicklung der sächsischen Kinder? Einen Einblick gibt der aktuelle Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Er zeigt, dass Sachsens Fünf- bis Siebenjährige während der ersten Pandemiephase 2020 weniger Sprachtherapien erhielten als in den Jahren zuvor. Nach dem Ende der zweiten Pandemiewelle Anfang 2021 wurden Arztpraxen und Therapeuten wieder häufiger aufgesucht und aufgeschobene Sprachtherapien nachgeholt. Insgesamt stieg während der Pandemie in Sachsen die Zahl der abgerechneten Sprachtherapien.

Sprachtherapien häufigstes Heilmittel bei Kindern
Zu den sogenannten Heilmitteln gehören podologische sowie ergo-, sprach- und physiotherapeutische Leistungen. Sprachtherapien können Kinder unterstützen, wenn Sprachentwicklungsstörungen (ICD-F80) festgestellt werden. Bei Kindern sind sie der häufigste Anlass für eine Heilmittelbehandlung. Insgesamt wurden 2021 für 16.575 sächsische Kinder bis 14 Jahren Sprachtherapien abgerechnet. Der Großteil erhielt die Therapien im Alter von fünf bis sieben Jahren (65 Prozent). Der Grund: Da mit etwa fünf Jahren die Sprachentwicklung weitestgehend abgeschlossen ist, wird bei der zu dieser Zeit stattfindenden U9-Untersuchung besonders darauf geachtet, ob die Kinder alle sprachlichen Meilensteine gemeistert haben und fit für die Schule sind. Um einen Blick auf die Auswirkungen der Pandemie zu werfen, hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) für den aktuellen Heilmittelbericht die Sprachentwicklung dieser Altersgruppe besonders intensiv untersucht.

Zunahme der Sprachtherapien während der Pandemie
In Sachsen stieg der Anteil der Behandlungen während der Pandemie leicht an: So wurden vor der Pandemie pro Quartal durchschnittlich 5,3 Prozent der sächsischen Kinder zwischen fünf und sieben Jahren sprachtherapeutisch behandelt. Während der Pandemie stieg der Anteil auf 5,4 Prozent. Betrachtet man die Sprachtherapie-Abrechnungen der einzelnen Quartale, so zeigt sich mit Beginn der Pandemie zunächst ein Rückgang der Therapien: Erhielten im ersten Quartal 2019 noch 6,4 Prozent der Kinder Sprachtherapien, so waren es im ersten Quartal 2020 nur noch 5,8 Prozent. Die Therapieanteile gingen bis Jahresende 2020 weiter zurück und stiegen dann im ersten Quartal 2021 auf 6,8 Prozent. Der Anteil der Sprachtherapien lag damit deutlich über dem "Vor-Corona-Wert".

Sprachentwicklungsstörungen rückläufig während Pandemie
Während die Sprachtherapien prozentual stiegen, gingen die durchschnittlich pro Quartal diagnostizierten Sprachentwicklungsstörungen während der Pandemie von 16,3 auf 16,0 Prozent zurück. Da die Zahlen in den einzelnen Quartalen stark schwanken, lohnt ein Vergleich mit dem jeweiligen Vorjahres-Quartal. Besonders hoch sind die Anteile der Diagnosen jeweils zu Jahresbeginn. Bis zur Pandemie stieg die Zahl der Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen in Sachsen: Im ersten Quartal 2019 erhielten 17,2 Prozent der Fünf- bis Siebenjährigen eine F80-Diagnose, 2020 waren es schon 17,6 Prozent. Während der Pandemie waren die Zahlen zunächst rückläufig. Erst im zweiten Quartal 2021 stieg der Anteil erstmals wieder über das Vor-Pandemie-Niveau auf 16,8 Prozent (2. Quartal 2019: 16,4 Prozent). Im vierten Quartal 2021 erreichte der Anteil mit 15,9 Prozent fast das Vor-Pandemie-Niveau (16,0 Prozent).

Höhere Behandlungsintensität nach erstem Lockdown
Gleichzeitig war Anfang 2021 auch ein Höchstwert bei der Behandlungsintensität festzustellen. So erhielt jedes behandelte Kind im ersten Quartal 2021 durchschnittlich 11,2 Therapiesitzungen. "Dieser Anstieg deutet auf eine erhöhte Behandlungsbedürftigkeit nach dem ersten Lockdown hin. Es ist zu vermuten, dass dies auf die aufgeschobenen sprachtherapeutischen Behandlungen oder auf eine mangelnde Sprachpraxis bei den Kindern im ersten Lockdown zurückzuführen ist", so Hannelore Strobel, Pressesprecherin der AOK PLUS. Nach dem Spitzenwert im ersten Quartal 2021 ist die Rate im weiteren Verlauf des Jahres wieder gesunken.

Pandemie bewirkte bislang keine großen Schäden auf Sprachentwicklung
Die anfänglich rückläufigen Diagnosezahlen legen die Vermutung nahe, dass viele Sprachentwicklungsstörungen nicht erkannt und somit auch nicht behandelt werden konnten, da gerade zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 Lockdown-bedingt Arzttermine verschoben wurden. "Die erhöhte Behandlungsintensität zu Beginn des zweiten Pandemiejahres deutet auf einen Nachholeffekt. Die darauffolgende Normalisierung im Vergleich zu den Zeiten vor der Covid-19-Pandemie hin lässt aber hoffen, dass die Sprachentwicklung unserer Kinder keinen größeren Schaden genommen hat. Welche Auswirkungen die Pandemie letztendlich wirklich auf die Sprachenentwicklung hatte, werden jedoch erst die Auswertungen der Folgejahre zeigen. Unsere Analyse zur Gesundheit der Grundschüler zeigte, dass bereits vor der Pandemie Probleme mit der Sprache und schulischen Fertigkeiten jährlich leicht anstiegen und in der Pandemie etwas zurückgingen", so Hannelore Strobel.

AOK PLUS bezahlt App bei Sprachstörungen
Bereits seit Dezember 2021 übernimmt die AOK PLUS die Kosten für die Gesundheits-App "Neolexon". Die Artikulations-App bietet Kindern mit Aussprachestörungen im Vor- und Grundschulalter eine abwechslungsreiche Möglichkeit, zuhause zu üben. Das häusliche Training ist ein wichtiger Bestandteil der Sprachtherapie. Der Vorteil: Mit der spielerisch gestalteten App macht das Kindern richtig Spaß! Die Lerninhalte werden von Therapeuten individuell auf die jungen Patienten abgestimmt, so dass der Behandlungserfolg sichergestellt wird. Voraussetzung für die Kostenerstattung ist eine ärztliche Empfehlung vom Arzt oder Logopäden zur Nutzung der App aufgrund vorliegender Sprachstörungen (ICD: F80) bei Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren. Weitere Informationen zur App, wie Versicherte diese nutzen können und wie der Erstattungsprozess funktioniert, sind unter plus.aok.de/gesundheits-apps verfügbar.

Über den Heilmittelbericht
Heilmittel umfassen podologische sowie ergo-, sprach- und physiotherapeutische Leistungen. Der Heilmittelbericht zeigt Trends in der Heilmittelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und stellt die Versorgung der AOK-Versicherten alters-, geschlechts- und diagnosespezifisch dar. Für den Heilmittelbericht 2022/2023 hat das WIdO die rund 46,8 Millionen Heilmittelleistungen ausgewertet, die 2021 zu Lasten GKV abgerechnet wurden. Je 1.000 Versicherte wurden 640 Leistungen abgerechnet, was gegenüber 2020 einer Zunahme um 7,4 Prozent entspricht. Die Ausgaben der GKV für Heilmitteltherapien beliefen sich auf insgesamt 10,2 Milliarden Euro. Damit erhöhte sich der absolute Heilmittelumsatz gegenüber dem Vorjahr um 9,6 Prozent.

Gratis-Download des Heilmittelberichtes:
https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/heilmittelbericht/2022/

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