Kunst & Kultur

„Die Grosse“: Jan Kolata erhält den Kunstpreis der Künstler

„Wenn man mit über 70 Jahren einen Kunstpreis verliehen erhält, dann steht im Raum, dass der Preis für das Lebenswerk gedacht ist.“ Gefreut hat sich Jan Kolata trotzdem, wie er sagt: „schockartig“. Kolata wird bei der diesjährigen Kunstausstellung „Die Grosse“ Werke aus den letzten zwanzig Jahren zeigen. Parallel zu dieser Werkschau läuft noch die Einzelausstellung „Jan Kolata. malen“ im Museum Ratingen bis zum 18. Juni mit Werken aus den letzten fünf Jahren. „Die Grosse“ geht aber schon am 4. Juni los, die beiden Ausstellungen überschneiden sich also um zwei Wochen.

Für Kolata, der mit 21 Jahren an der Düsseldorfer Kunstakademie angenommen wurde und Meisterschüler von Erich Reusch wurde, ist das kein Problem. Er verfügt über ein umfangreiches Werk und pflegt akribisch eine Datenbank, nachdem er irgendwann den Überblick verloren hatte. Dort werden nicht nur seine Werke erfasst, sondern auch die von Sybille Berke, einer Bildhauerin, mit der er verheiratet war und die 1998 ihrem Krebsleiden erlag. Mit ihr zusammen hatte er auch das Haus mit der Nummer 271 auf dem Höherweg in Lierenfeld entdeckt, das sie zusammen mit anderen Künstlern zu einem der wenigen, selbstverwalteten Atelierhäuser der Stadt machten.
„Wir haben damals Kunst zu Sonderpreisen verkauft und alles selber gemacht.“ Heute ist das Atelierhaus unter a271 bekannt und wird noch immer von den Künstlern instandgehalten. 14 Künstler unterhalten hier ihre Ateliers. Ein Gastatelier geht immer an Künstler aus dem Ausland. Kolata hat selbst schon in Xi‘an ausgestellt und sich für den Kulturaustausch mit China stark gemacht.

Sein Atelier ist groß, hell und freundlich und wirkt bei aller Kreativität aufgeräumt. In den Ecken steht alles, was der Maler an Hilfsmitteln braucht, vom Kärcher bis zu großen Abziehern, denn viele seiner Bilder malt er auf dem Boden. Den Farben lässt er dabei freien Lauf, um sie dann wieder einzugrenzen. Die Entstehung des Bildes aus dem Prozess der Malerei heraus ist sein Thema. Bis zu 30 Meter lang sind seine Kunstwerke, die er dann direkt am Ausstellungsort raumgreifend an den Wänden befestigt.

Kunst in Lebensgröße
„Am liebsten male ich lebensgroße Bilder“, sagt Jan Kolata und meint damit seine Körpergröße, die bei 1,90 Meter liegt. Geboren wurde er 1949 in Immenstadt im Allgäu, im Alter von drei Jahren kam er nach Düsseldorf. Sein Vater war Vergolder. Jan wuchs mit dem Geruch von gekochtem Leim auf, war fasziniert von den Landschaftsbildern in der Werkstatt seines Vaters. Als Akademiestudent baute er ein Mal-Moped, das er mit allem ausstattete, was er für seine Kunst brauchte: eine Staffelei, Farben und Pinsel, Leinwände. Er fuhr an den Niederrhein und ins Bergische Land, machte Skizzen, vollendete die Bilder im Atelier. Irgendwann wurde ihm die Arbeit im Atelier wichtiger und die Landschaften in seiner Erinnerung abstrakter. „Ich fing immer mehr an, Bilder zu entwickeln, die ihren Grund nicht mehr in einem äußeren Motiv, also der Landschaft hatten, sondern die ihre Bezüge davon unabhängig auf der Bildfläche und untereinander aufbauen konnten“, so Kolata.

Kolata mag den Perspektivwechsel. Er lernte die Enge des Raums kennen, als er bei der Bundeswehr den Dienst an der Waffe verweigerte und in eine Arrestzelle gesteckt wurde. Die Welt von oben lernte er als Dachdecker kennen. Er absolvierte ein Kunsterzieherexamen, gab Kurse in der Erwachsenenbildung und unterrichtete an der Schule. „Aber dann habe ich mich doch für das Leben als freier Künstler entschieden und das niemals bereut“, so Kolata. Von 2006 bis 2016 war er Professor für Malerei an der TU Dortmund. Ausgestellt werden seine Bilder in Galerien in Düsseldorf, Paris und Toronto.

Wer einen echten Kolata möchte, hat die Chance, eines seiner Werke bei der Kunstausstellung „Die Grosse“ zu erwerben. Dort wird Kolata, dem der Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V. in diesem Jahr den Kunstpreis der Künstler verleiht, zusätzlich eine Sonder-Edition (Holzschnitte und Malereicollagen) zeigen, deren Preis um die 600 Euro pro Exemplar liegen wird.

KASTEN:
„Die Grosse“ 04.06. bis 09.07.2023
„Die Grosse“ heißt so, weil sie die größte von Künstlerinnen und Künstlern organisierte Ausstellung in Deutschland ist. Über 15.000 Besucher besuchten die Ausstellung zum 120-jährigen Jubiläum im letzten Jahr. Als eine der wenigen Kunstausstellungen weltweit können Besucher Kunstwerke in einem Museum käuflich erwerben. Alleine das „Kleine Format“ spielte über 65.000 Euro ein. Die Ausstellung ist weit über NRW hinaus bekannt. Rund 1200 Bewerbungen – auch aus den Niederlanden, Italien und der Schweiz – wurden bei der Jury eingereicht. 151 Künstlerinnen und Künstler sind mit über 300 Kunstwerken im Kunstpalast Düsseldorf, im NRW-Forum und im Ehrenhof vertreten. Gezeigt werden Werke der Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Installation und Videos. Begleitet wird die Ausstellung von sonntäglichen Matinées und Künstler-Gesprächen. Die Eröffnungsfeier findet am 03.06.2023 im Ehrenhof vor dem NRW-Forum statt.

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