Finanzen / Bilanzen

Aus welchem Material bestehen unsere Euro-Scheine?

Es gibt drei Gründe, um neue Banknoten zu produzieren: Geldscheine sind stark beschädigt und werden aus dem Verkehr gezogen; saisonal bedingt erhöhte Nachfragen müssen bedient werden; oder es gibt einen unerwartet gestiegenen Bargeldbedarf, den es zu decken gilt. Die Europäische Zentralbank (EZB) erstellt eine zentrale Prognose über den Bedarf des jeweiligen Jahres und weist den Nationalbanken – in Deutschland der Deutschen Bundesbank – ein Produktionsvolumen zu. In ganz Europa produzieren elf Hochsicherheits-Druckereien Euro-Banknoten. Da die Bundesbank in Deutschland als einzige Institution Banknoten ausgeben darf, erteilt sie auch die Aufträge für die Produktion.

Der Stoff, aus dem die Scheine sind

Der Lebenszyklus unserer Euro-Noten beginnt mit der Produktion der Papierbögen. Reine Baumwolle bildet die Grundlage und sorgt für die Griffigkeit der Scheine. Die Papierbögen werden in Deutschland etwa in der Papierfabrik Louisenthal hergestellt. Baumwolle wird seit Jahrhunderten zum Banknotendruck eingesetzt, weil es kostengünstig und haltbar ist und sich gut für die automatische Bearbeitung eignet. Schon bei der Herstellung der Papierbögen werden erste Sicherheitsmerkmale zum Schutz vor Fälschungen eingearbeitet, beispielsweise das Wasserzeichen, der Sicherheitsfaden, das Hologramm oder auch maschinenlesbare Elemente, die notwendig sind, damit Automaten die Echtheit der Banknote feststellen können.

Gedruckt werden die Euroscheine nicht nur von staatlichen, sondern auch von privaten Spezialdruckereien. In Deutschland sind das zum einen die Bundesdruckerei mit Sitz in Berlin, zum anderen das Unternehmen Giesecke & Devrient, das Banknoten in Leipzig produziert. In mehreren Stufen wird bedruckt, nummeriert und geschnitten.

Die Verfahren, die bei der Herstellung zum Einsatz kommen, sind der Offset-, der Sieb- und der Stichtiefdruck. Das Hologramm wird mittels Heißprägeverfahren bereits ins Banknotenpapier eingearbeitet. Die Zahlen mit dem Farbwechsel entstehen mittels Siebdruck, und der Stichtiefdruck sorgt für fühlbare Reliefs. Nicht nur das Hauptmotiv und die Schrift, auch die großen Wertzahlen auf der Vorderseite und Randreliefs heben sich leicht von der Oberfläche ab und können so ertastet werden.

Nach dem Druck werden die fertigen Euro-Scheine an die Bundesbank geliefert, die sie über ihre 35 Filialen den Geschäftsbanken zur Verfügung stellt. Die Banken geben sie an Unternehmen und Verbraucher weiter. Händler und Verbraucher zahlen das überschüssige Bargeld wiederum bei den Banken ein, die einen Teil behalten, um ihre Kassenbestände aufzufüllen und das Bargeld wieder an ihre Kunden auszuzahlen. Der Rest fließt zurück an die Bundesbank und wird dort geprüft. Falschgeld oder beschädigte Scheine werden aus dem Verkehr gezogen.

Banknoten halten im Übrigen länger, je höher ihr Nennwert ist. Das hat auch damit zu tun, dass kleinere Stückelungen bis 50 € durch sehr viele Hände gehen und als Wechselgeld länger im Handel verbleiben. Ein bis vier Jahre sind die Scheine der ersten Serie durchschnittlich im Umlauf. Banknoten der ersten Serie ab einem Nennwert von 100 € halten dagegen teilweise bis über zehn Jahre. Seit Einführung der zweiten Serie, der so genannten Europa-Serie, wird mit dem Speziallack versucht, die Haltbarkeit der Banknoten weiter zu erhöhen.

Lesen Sie hier, wie Sie Falschgeld erkennen und sich davor schützen können.

Das Schicksal beschädigter Banknoten

Natürlich führt nicht gleich jeder kleine Schmutzfleck dazu, dass ein Schein aussortiert wird. Vielmehr gibt es einen Kriterienkatalog, in dem genau beschrieben ist, ab wann eine Euro-Banknote ersetzt werden muss. Wird ein Geldschein von den vollautomatischen Banknotenbearbeitungsgeräten aussortiert, weil er den Kriterien der Umlauffähigkeit nicht mehr genügt, wird er durch einen neuen Geldschein ersetzt.

Wer an der Ladenkasse mit einem beschädigten Euro-Schein nicht mehr bezahlen kann, kann sich an die Bundesbank wenden. Stark beschädigte Euro-Scheine erstattet die Bundesbank nämlich grundsätzlich kostenlos. Es muss allerdings mehr als die Hälfte der Banknote vorgelegt oder aber nachgewiesen werden, dass der fehlende (größere) Teil der Banknote vernichtet wurde.

Euro-Scheine, die als nicht mehr umlauffähig aussortiert wurden, werden geschreddert, bis sie nicht mehr zusammensetzbar sind, und anschließend entsorgt. Einige wenige Banknotenschnipsel finden jedoch den Weg ins Geldmuseum der Bundesbank und können als Geschenk oder Mitbringsel erworben werden.

Die Scheine der Anderen

Übrigens wird bei der Herstellung von Banknoten nicht immer auf reines Baumwollpapier gesetzt. Einige Länder nutzen Kunststoffe (Polymere) für ihre Banknoten. Die Schweiz verwendet bei ihren seit 2016 herausgegebenen Banknoten ein dreischichtiges Banknotensubstrat. Zwei Baumwoll-Papierschichten werden dabei in der Mitte durch einen Polymerkern verstärkt. Auch die 10- und 20-Rand-Note Südafrikas, die anlässlich des 100. Geburtstags von Nelson Mandela ausgegeben wurde, besteht aus einem Baumwollsubstrat, das beidseitig mit Polymerfolien überzogen ist.

Vorteil einer solchen Materialverbindung ist die Langlebigkeit der Banknoten, was vor allem dann wichtig ist, wenn in dem betreffenden Land anspruchsvolle klimatische Bedingungen wie Hitze oder Feuchtigkeit vorherrschen. Allerdings ist die Produktion aufwendiger: Die Kosten für die Herstellung einer Schweizer Banknote beispielsweise liegen nach Angaben der Schweizer Nationalbank bei durchschnittlich 40 Rappen (circa 36 Cent). Die Herstellung einer Euro-Banknote kostet dagegen durchschnittlich acht Cent.

Übrigens: Fast die Hälfte aller umlaufenden Scheine ist die der 50-€-Stückelung (46,4 Prozent). Der Anteil der 200-Euro-Scheine an allen umlaufenden Euro-Banknoten ist laut EZB am geringsten. Nur 1,2 Prozent aller im Umlauf befindlichen Euro-Banknoten haben einen Nennwert von 200 €. Das sind 254 Millionen Stück.

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