Kunst & Kultur

Pinakothek der Moderne | Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft

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DAS KRANKE(N)HAUS. WIE ARCHITEKTUR HEILEN HILFT

MEDIENKONFERENZ: 11. JULI 2023, 11.00, IN ANWESENHEIT VON CO-KURATORIN TANJA C. VOLLMER
ERÖFFNUNG11. JULI 2023, 19.00
LAUFZEIT: 12. JULI 2023 BIS 21. JANUAR 2024

Der Krankenhausbau hat als architektonischer Typus eine lange und komplexe Entwicklungsgeschichte, die stark mit den rasanten medizinischen Fortschritten korreliert. Im 20. Jahrhundert wurde der Bau von Kliniken immer stärker von den Faktoren Effizienz, Ökonomie, Flexibilität und Rationalisierung geprägt. Sie sind damit zu hoch technisierten Maschinen mutiert. Wesentliche Bedürfnisse und Empfindungen von Kranken und Pflegenden sind dabei zunehmend in den Hintergrund getreten; die psycho-sozialen Konsequenzen dieser Entwicklung wiegen schwer. Die aus Nordamerika stammenden und auch in Europa erfolgreich adaptierten Ansätze einer „Healing Architecture“ haben jedoch in den letzten Jahren den Anstoß gegeben, den Krankenhausbau zu reformieren und den Menschen wieder in den Fokus von Entwurf und Planung zu rücken. Aber obwohl bereits einige erfolgreiche Beispiele „heilender Architektur“ umgesetzt wurden, fehlt es noch immer an einer öffentlichen Wahrnehmung und dem politischen Willen, die deutlichen Ergebnisse einer gesundheitswirksamen Architektur (Evidence Based Design) in der Breite anzuwenden und neue Anforderungen für den Krankenhausbau zu formulieren. Hierzu ist ein grundsätzliches Umdenken über die Rolle der Architektur im Gesundheitswesen und über die Aufgaben und Möglichkeiten des Klinikbaus notwendig.

Die Ausstellung Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft will Anstoß und Anregung für dieses Umdenken sein. In drei räumlichen Abschnitten nähern wir uns der Frage, wie Architektur heilen hilft:

I. Experiment, II. Evidenz und III. Exchange (Austausch).

Den Auftakt bilden beispielgebende Architekturen von Therapie- und Nachsorgeeinrichtungen. Aus Planer:innensicht sind diese Häuser weniger stark reglementiert, technisiert und komplex als Krankenhausbauten. Dies öffnet zeitliche und strukturelle Möglichkeiten zur vertieften Auseinandersetzung mit den Krankheitsbildern und Bedürfnissen der Nutzer:innen. Diese Einrichtungen stellen deshalb seit Langem erfolgreiche Experimentierfelder heilender Architektur dar. In Verbindung mit großen, atmosphärischen Innenaufnahmen zeigen wir unter anderem das REHAB in Basel von Herzog & de Meuron (2002) und die Maggie’s Cancer Caring Centres von Zaha Hadid (2006), OMA (2011) und Poster + Partners (2015).

Im Zentrum der Betrachtung stehen die evidenzbasierte Gestaltung (Evidence Based Design) von Krankenhäusern sowie sieben Faktoren der Krankenhausarchitektur, sogenannte Umgebungsvariablen, die beeinflussen, ob schwer und chronisch Kranke im Krankenhaus schädigenden Stress erleben. Durch den gestalterischen Einsatz dieser sieben Wirkfaktoren Stress abzubauen oder zu vermeiden, ist Ziel einer heilenden Architektur. Gemma Koppen und Tanja C. Vollmer definierten die „heilenden Sieben“ 2022 als Ergebnis ihrer über mehr als ein Jahrzehnt geführten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Einfluss der Krankenhausumgebung auf die Stresswahrnehmung schwer und chronisch Kranker. In der Ausstellung übernehmen die heilenden Sieben – Orientierung, Geruchskulisse, Geräuschkulisse, Privatheit und Rückzugsraum, Power Points, Aussicht und Weitsicht und Menschliches Maß – eine prüfende, ordnende und reflektorische Rolle. Im ausstellungsvorbereitenden Lehrforschungsprojekt an der Technischen Universität München wurden Masterstudierende angeleitet, herausragende nationale und internationale Krankenhausprojekte anhand der Sieben zu analysieren. Ziel war es, zu prüfen, inwiefern sich der Anspruch der Entwürfe, heilende Architektur zu sein, belegen lässt. Dreizehn beispielgebende Projekte zeigt die Ausstellung und ordnet sie thematisch jeweils der Variable zu, die dem Analyseergebnis entspricht. Narrative Isometrien (Wimmelbilder) machen die Ergebnisse einsichtig und ermöglichen, die Entwurfsentscheidungen der einzelnen Büros zu reflektieren. Zu den gezeigten Projekten gehören unter anderen das Kreiskrankenhaus Agatharied (Nickl und Partner Architekten, 1998), das Friendship Hospital Satkhira (Kashef Chowdhury/URBANA, 2018), das Prinzessin Máxima Zentrum für pädiatrische Onkologie in Utrecht (LIAG architekten + baumanagement, 2018) und das Bürgerspital Solothurn (Silvia Gmür Reto Gmür Architekten, 2021).

Im dritten Ausstellungsraum – dem Forum – laden wir die Besucher:innen ein, in den Dialog zu treten: mit uns, miteinander, mit Expert:innen in Vorträgen, Debatten und Workshops. Über die Dauer der Ausstellung wird der Raum in verschiedensten Formaten bespielt; seine Gestaltung wächst mit deren Ergebnissen und den interaktiven Beiträgen. Zudem haben wir eine Bibliothek zum Thema eingerichtet; filmische Beiträge vertiefen das Thema weiter. Gemeinsam wollen wir bestehende Standards von Krankenhausplanung und -entwurf hinterfragen, neue Lösungen diskutieren und den Gesundheitsbau der Zukunft menschzentriert gestalten.

Die Installationen MAKING SENSE der norwegischen Künstlerin und Geruchsforscherin Sissel Tolaas machen „heilende Gerüche“ für die Besucher:innen erfahrbar.

Die Schirmherrschaft über die Ausstellung wurde von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach übernommen.

Kurator:innen: Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch
Kuratorische und wissenschaftliche Mitarbeit: Zeynep Ece Sahin, Friedrich Mönninger
Ausstellungsarchitektur: IMS Studio und Friederike Daumiller
Grafikdesign: strobo B M

Die Ausstellung wurde großzügig unterstützt von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne und ihren Partnern der Allianz und der DJE Kapital AG, der Wüstenrot Stiftung, dem Freundeskreis Architekturmuseum TUM, der Hans und Christine Nickl Stiftung, der GaPAO Gesellschaft für angewandte Psychologie in Architektur und Onkologie und KEIMFARBEN.

KATALOG

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog auf deutscher und englischer Sprache:

Das Kranke(n)haus. Wie Architektur heilen hilft, Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch (Hrsg.), mit Beiträgen von Ercan Altinsoy, David Freis, Michal Gath-Morad, Linus Hofrichter, Julia Kirch, Joy Knoblauch, Gemma Koppen, Lukas Kunz, Torsten Lange, Andres Lepik, Paul Lillrank, Helene M. Loos, Lisa Luksch, Reinhold Messner, Jonas Niemann, Beate Rössler, Lars Steffensen, Roger S. Ulrich, Tanja C. Vollmer und Marc Wittmann (272 Seiten, 80 Fotos, 40 Grafiken;

ISBN 978-3-9819240-8-4; ISBN 978-3-9819240-9-1 (EN)).

RAHMENPROGRAMM

Über die Dauer der Ausstellung bieten wir ein vielfältiges Rahmenprogramm an; aktuelle Informationen hierzu finden Sie auf der Museumswebsite unter www.architekturmuseum.de/….

Auf folgende Formate möchten wir gerne schon im Vorhinein hinweisen:

Führungen zum Kunstareal-Fest (13.–16.07.2023)
Fr, 14.07.2023 16:00–17:00 Uhr; Sa, 15.07.2023 16:00–17:00 Uhr; So, 16.07.2023 11:00–12:00 Uhr

KunstZeit – Rundgang für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Anmeldung unter programm@pinakothek-der-moderne.de oder 089 23850-284
Do, 31.08.2023 und 28.12.2023, jeweils 14:00–15:30 Uhr

Lesung

Co-Kuratorin Tanja C. Vollmer und ihre Büropartnerin Gemma Koppen (Kopvol architecture & psychology in Berlin und Rotterdam) lesen aus Ihrem Buch „Architektur als zweiter Körper. Eine Entwurfslehre für den evidenzbasierten Gesundheitsbau“ (Berlin, 2022), das wissenschaftliche Grundlage für die Erarbeitung der Ausstellungskonzeption war.

02.11.2023, DIE HEILENDEN SIEBEN 18:00–20:00 Uhr

Bauworkshops mit Führung für unterschiedliche Altersklassen
RENDEZVOUS
Für Kinder / Teenager / Kinder + Senioren / Erwachsene
Mit der Architektin Enrica Ferrucci, ichbaumit, Anmeldung unter anmeldung@architekturmusem.de
Sa, 30.09.2023, 07.10.2023, 02.12.2023, 16.12.2023; jeweils 10:00–12:30 Uhr
Mi, 22.11.2023 (Buß- und Bettag, schulfrei), 10:00–12:30 Uhr
Do, 23.11.2023, abends, afterwork
Weitere Termine auf Anfrage (bachmeier@architekturmuseum.de)

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Fax: +49 (89) 289-28333
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Tine Nehler
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