Mobile & Verkehr

Warum Regen, Eis und Schnee manchmal die Mainzer Straßenbahnen ausbremsen

Nach den Ankündigungen von extremen Witterungsverhältnissen ab Mittwochmittag lief der Betrieb der Busse und Straßenbahnen in Mainz zunächst gut weiter. Viele Straßen in Mainz waren gut geräumt und gestreut worden – es gab nur sehr vereinzelte Probleme bei Bussen und Bahnen. Insbesondere Straßenbahnen sind normalerweise bei schlechten Straßenverhältnissen sehr zuverlässig und haben Vorteile gegenüber den Bussen. Gestern aber nicht: Um 15 Uhr begann der einsetzende Regen sehr schnell zu gefrieren. Rasch bildeten sich Eispanzer an allen kalten Gegenständen im Freien, so auch an den Fahrleitungen der Straßenbahnen in Mainz. Eis wirkt isolierend und die Stromabnehmer der Bahnen verlieren den elektrischen Kontakt zum Draht. Dadurch fällt der Fahrmotor aus und die Bahnen bleiben unfreiwillig stehen.

Die Situation, dass auf allen Straßenbahnstrecken des Mainzer Netzes in weniger als einer Viertelstunde massive Vereisungen auftreten, ist äußerst ungewöhnlich und selten. Nur wenige Straßenbahnen in der Innenstadt konnten am Mittwoch den Betriebshof noch direkt erreichen. Rund 20 Bahnen standen entweder selbst unter einer vereisten Fahrleitung fest oder konnten nicht weiterfahren, weil vor ihnen eine solche Bahn zum Stehen gekommen war. Durch die gut gestreuten Straßen konnten allerdings die Busse weiterfahren und eine Reihe von Schienenersatzbussen eingesetzt werden.

Um keine Straßenbahnen über Nacht im Netz zurücklassen zu müssen und eine Betriebsaufnahme heute Morgen zu erschweren, sollten am Mittwochabend möglichst alle Straßenbahnen in den Betriebshof zurückgeholt werden. Teams der Verkehrssteuerung und der Werkstätten der Mainzer Mobilität machten sich auf den Weg ins Netz. Zuerst konnten eine ganze Reihe von hintereinanderstehenden Bahnen in der Finther Landstraße wieder zum Rollen gebracht werden. Da die Strecke aus Finthen über Gonsenheim zum Betriebshof hin leicht abschüssig ist, geht dies hier eher noch recht einfach – fällt der Strom der Bahn an einem vereisten Stück Fahrleitung kurz aus, rollt die Bahn noch selbst ein Stück den Berg runter und gewinnt immer wieder Kontakt an etwas weniger vereisten Drahtstücken.

Danach ging es mit zwei Teams gleichzeitig in Richtung Lerchenberg und Hechtsheim. Nach und nach konnte Bahn für Bahn wieder zum Fahren gebracht werden. Einige Bahnen mussten dazu an eine andere Straßenbahn angekuppelt werden, um unter einem besonders stark vereisten Fahrleitungsteil weggezogen zu werden. Besonders gute Dienste leisten auf ihre alten Tage dabei unsere Bahnen vom Typ M8C aus dem Baujahr 1984 – sie besitzen als einzige Serie zwei Stromabnehmer. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Stromabnehmer gleichzeitig unter einem stark vereisten Stück Fahrleitung stehen, ist entsprechend geringer als bei den Nachfolgemodellen mit nur einem Stromabnehmer. Nach rund vier Stunden konnten die letzten Bahnen in Hechtsheim am Dornsheimer Weg "befreit" werden. Alle Bahnen sind so am Abend sicher und unfallfrei zurück in den Betriebshof gelangt.

Und wie es manchmal so ist: Auch am Donnerstagmorgen setzte der Winter den Mainzer Straßenbahnen außergewöhnlich zu: Einige Streckenabschnitte konnten nach Betriebsbeginn noch mit Bahnen besetzt und bedient werden, bei anderen war die Oberleitung aber bereits so vereist, dass Busse hier einspringen mussten. Nach sieben Uhr wurde der Straßenbahnbetrieb dann bis auf Weiteres erst mal komplett eingestellt. 

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