
Arbeiten im Handwerk zahlt sich aus
Das Handwerk in Baden-Württemberg überzeugt nicht nur durch Sinnhaftigkeit und Zukunftsperspektiven, sondern auch durch attraktive Einkommensmöglichkeiten. Das bestätigt die aktuelle Vergütungserhebung des Ludwig-Fröhler-Instituts (LFI), durchgeführt im Auftrag der acht baden-württembergischen Handwerkskammern. „Das Handwerk bietet von Anfang an wettbewerbsfähige Vergütungen im Vergleich zu anderen Branchen“, betont Dr. Heike Spaderna-Klein, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Reutlingen und Leiterin der Stabsstelle Personal. In der Ausbildungsvergütung liegt das Handwerk bundesweit vorn: Elektrotechniker, Kraftfahrzeugmechatroniker, Maurer und Betonbauer, Zimmerer sowie Metallbauer verdienen im ersten Lehrjahr durchschnittlich rund 1.000 Euro brutto im Monat – nur Pflege und öffentlicher Dienst zahlen mehr. Auch nach der Ausbildung sind die Verdienstmöglichkeiten stark: Gesellen verdienen im Schnitt über 3.100 Euro brutto, in Berufen wie SHK-Technik oder Feinwerkmechanik sogar bis zu 3.700 Euro.
Meister auf Augenhöhe mit Akademikern
Wer nach der Gesellenausbildung noch die Meisterschule absolviert, kann monatlich bis zu 1.500 Euro mehr verdienen. „Das ist ein klares Signal an alle Gesellinnen und Gesellen da draußen: Eine Fortbildung zum Meister oder zur Meisterin zahlt sich definitiv aus!“, sagt Spaderna-Klein. Insgesamt stehen Meisterinnen und Meister – die Führungsebene im Handwerk – mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt von rund 4.500 Euro und Spitzenverdiensten von bis zu 8.000 Euro im Monat Bachelorabsolventen in Industrie- oder Dienstleistungsbranchen in nichts nach.
Gefragte Fachkräfte: Qualifikation zahlt sich aus
Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels sind qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker gefragter denn je – und werden entsprechend entlohnt. „Derzeit suchen Handwerksbetriebe im Durchschnitt acht Monate nach passenden Auszubildenden. Gesellen- und Meisterstellen bleiben sogar durchschnittlich zehn Monate unbesetzt“, berichtet die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Heike Spaderna-Klein. Um Fachkräfte zu gewinnen, setzen viele Betriebe verstärkt auf attraktive Gehälter. Dabei spielen vor allem Qualifikation, Erfahrung und Engagement der Mitarbeitenden eine entscheidende Rolle, wie Spaderna-Klein erklärt: „Im Handwerk gilt die Regel: Je mehr Kompetenz und Einsatz, desto höher der Verdienst. Betriebe honorieren überdurchschnittlich, wenn Fachwissen, Führungsqualitäten oder besondere Leistungsbereitschaft vorhanden sind.“ Interessanterweise gibt es dabei keine Unterschiede zwischen Stadt und Land: „Die Studie stellt klar, dass in allen Regionen gleichermaßen gut bezahlt wird“, fasst sie zusammen.
Chancen ergreifen durch klare Kommunikation
Doch es gibt noch Verbesserungspotenziale: Den Betrieben sei laut der Umfrageergebnisse zwar klar, dass die Vergütung – nach Betriebsklima und persönlichem Kontakt – der drittwichtigste Faktor für die Mitarbeiterbindung im Handwerk sei. Trotzdem kommunizierten sie die sehr guten Entwicklungsmöglichkeiten beim Gehalt, die sie ihren Fachkräften bieten, häufig nicht nach außen, stellt Spaderna-Klein fest: „Dieses Potenzial der Mitarbeitergewinnung bleibt leider oft ungenutzt. Dabei ist eins klar: Gute Bezahlung zieht Fachkräfte an, und da brauchen wir uns im Handwerk nicht zu verstecken.“ „Die meisten Handwerksbetriebe bieten laut der Umfrage außerdem zusätzliche monetäre Anreize, wie z.B. kostenlose Arbeitskleidung oder Weihnachtsgeld. Die Studie zeigt, dass es von Zusatzversicherungen oder dem 13. Monatsgehalt bis hin zur Beteiligung bei Kinderbetreuungskosten oder der Übernahme der Weiterbildungskosten weitere monetäre Anreize gäbe“, erklärt Spaderna-Klein und verweist auf das Beratungsangebot der Handwerkskammern, die Betriebe bei einer Einführung gerne unterstützen. Die wichtigsten Kriterien für eine Arbeitsstelle seien für Beschäftigte aber vor allem nicht-monetär, wie ausreichend Freizeit, flexible Arbeitszeiten und komprimierte Wochenarbeitszeitmodelle. Heike Spaderna-Klein ist überzeugt: „Wenn ein Betrieb das bieten kann, ist es wichtig, diese Vorteile auch bei den Stellenausschreibungen mit anzugeben. Das können dann die entscheidenden Pluspunkte im Kampf um Fachkräfte sein.“
Hintergrundinformationen zur Studie:
Über 2.280 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg, die eine repräsentative Stichprobe des baden-württembergischen Handwerks abbilden, haben an der Online-Befragung Anfang 2025 im Rahmen dieser Studie teilgenommen.
Die Rücklaufquote der Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg bei dieser Online-Befragung lag bei insgesamt 3,7 Prozent über alle 8 Kammer-Gebiete hinweg, in Reutlingen lag sie mit 6,7 Prozent sogar an der Spitze – eine solide Datenbasis für die Analyse der Vergütungsstrukturen im Handwerk.
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