
Brauchen wir wirklich Green IT?
„Der brasilianische Teil des Amazonasgebiets hat zwischen 2010 und 2019 rund 18 Prozent mehr CO2 ausgestoßen als im selben Gebiet vom Regenwald gespeichert wurde.“ [4] (Thome, M. (2021, May 3).
Amazonas-Gebiet stößt mehr CO2 aus, als es bindet (GEO. Retrieved February 26, 2025).[4]
Im Januar lag die globale Temperatur 1,75 Grad über dem vorindustriellen Niveau 5. Dies ist auch der Grafik zu entnehmen, in der man auch sieht, dass die Jahre 2023 und 2024 einen beachtlichen Sprung der globalen Temperatur aufweisen.
Das Pariser Klimaabkommen hat sich zum Ziel gesetzt, die globale Erderwärmung auf 1,5°C zu beschränken. Häufig ist zu lesen, dass sich diese Temperatur auf das Mittel von 1-2 Jahrzehnten bezieht. Das würde bedeuten, wir können erst im Nachhinein feststellen, ob wir das Ziel verfehlt haben. Unabhängig davon sehen wir anhand der Grafik des 6. Weltklimaratberichts und des aktuellen politischen Kurses, dass zu wenig getan wird und dieses Ziel jetzt schon als gescheitert angesehen werden kann. 2024 war sogar der Verbrauch von Öl, Gas und Kohle auf einem Allzeithoch.
Bereits jetzt ist absehbar, dass kein aktuell lebender Mensch mehr einen Rückgang der Erwärmung erleben wird. Die Klimakatastrophe kann nur noch gebremst, aber zu unseren Lebzeiten nicht rückgängig gemacht werden. Also, es ist höchste Zeit zu handeln, denn das Fenster, etwas zu tun, schließt sich immer weiter.
Die Hauptverursacher, Potentiale und die Rolle der IT
Die größten Faktoren für das Steigen der Emissionen sind vor allem Energie-, Industrie- und Bausektor mit ~79%. Danach kommt die Land- und Forstwirtschaft sowie andere Landnutzung Sektoren mit insgesamt 22%.[9]
Die EU Kommission[10] nennt konkreter die folgenden Gründe für das weitere Anwachsen der Emissionen:
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Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas
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Abholzung von Wäldern (Entwaldung)
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Intensivierung der Viehzucht
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Stickstoffhaltige Dünger
Der Informations- und Kommunikationssektor (IKT-Sektor) ist dabei gerade mal für 2% der weltweiten CO2 Emissionen verantwortlich. Sieht man sich den Stromverbrauch an, sind es 5-9%[11]. Das sind durchaus beachtliche Zahlen, doch im Vergleich zu den oben genannten Faktoren eher gering. Würde man die Energiegewinnung vollständig auf erneuerbare Energien umstellen, würde der Anteil an CO2 Emissionen des IKT-Sektors auch beachtlich schrumpfen. Jedoch ist die Belastung von Klima und Umwelt nicht ausschließlich auf CO2-Emissionen, beschränkt und die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien würde auch noch einige Zeit und mehr politischen Willen benötigen.
Im sechsten Sachstandbericht der Arbeitsgruppe 3 zur Minderung des Klimawandels habe ich folgende Aussage gefunden:
„In Entwicklungsländern wurde Innovation aufgrund von weniger förderlichen Rahmenbedingungen verzögert. Digitalisierung kann Emissionssenkungen ermöglichen, kann aber auch negative Nebeneffekte haben, wenn sie nicht angemessen gesteuert wird.“[12]
Als Beispiel: Der Einsatz von KI und Robotern kann Produktionsprozesse weiter optimieren, indem der Materialverbrauch reduziert und die Energieeffizienz gesteigert wird. Gleichzeitig könnte dadurch die Produktion gesteigert und so die Auswirkungen einer geringeren Belastung für die Umwelt verloren gehen. (Sollten Sie sich für KI und Nachhaltigkeit interessieren, finden Sie auch einen eigenen Artikel dazu in unserer Quality News: „Nachhaltigkeit vs. Fortschritt: Ist KI ein Umweltproblem?“).
Das bedeutet, dass sich eine Effizienzsteigerung nicht auf eine erhöhte Produktion, sondern nur auf reduzierte Kosten auswirken sollte. Außerdem ist es wichtig, den Energieverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren. Selbst bei ausschließlicher Nutzung erneuerbarer Energien bleibt ein verantwortungsvoller Umgang mit Rohstoffen und unserer Umwelt unerlässlich – denn die Naturgesetze sind unveränderlich.
Wie können wir Green IT und Nachhaltigkeit im Unternehmen umsetzen und wie kann davon profitiert werden?
Natürlich ist individuelles Verantwortungsbewusstsein zu befürworten. Zum Beispiel ist es sinnvoll, nicht benötigte Arbeitsgeräte (z.B. über das Wochenende) abzuschalten, anstatt nur in den Standby-Modus zu versetzen. Jedoch würde ich an dieser Stelle noch nicht von Green IT sprechen, abgesehen davon, dass es nur sehr marginale Verbesserung bringt, vermutlich nicht von allen umgesetzt wird. Hier meine Vorschläge für konkrete Handlungsempfehlungen:
Home Office: Durch Home Office lassen sich Arbeitswege vermeiden und so den CO2 Ausstoß für Arbeitswege stark reduzieren. Dadurch, dass das Büro nicht mehr voll besetzt ist, können geteilte Arbeitsplätze eingerichtet und somit Kosten gespart werden. Richtig umgesetzt, können sie für Arbeitnehmer ein attraktiveres Unternehmen werden und bieten einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Videokonferenzen: Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, zu einem Kunden zu fahren. Videokonferenzen können Reisekosten sparen, sie sind einfacher zu planen und kurzfristiger umzusetzen und das weltweit.
Auf erneuerbare Energien setzen: Erneuerbare Energie ist die am nachhaltigsten produzierte Energie. Darum ist es vorteilhaft, Strom von Anbietern zu beziehen, die ausschließlich erneuerbare Energien beziehen. So kann auf Dauer Geld gespart werden und unterstützt den Ausbau dieses Sektors.
Energieeffiziente Hardware verwenden: Sei es bei Servern oder anderer IT-Ausrüstung. Es ist sinnvoll, auf energieeffiziente Hardware zu achten. Diese verbrauchen weniger Strom, was zu einer reduzierten Wärmeentwicklung und damit zu einer geringeren Kühlungsanforderung führt.
Cloud Computing und Virtualisierung: Vor der Beschaffung von eigenen Servern kann es hilfreich sein, zu beurteilen, ob eine Cloud Computing Lösung vorteilhafter ist. Diese verringern den Bedarf physischer Hardware und auch den anfallenden Elektroschrott. Außerdem können Cloud-Anbieter energieeffizientere Lösungen anbieten und erleichtern die Skalierbarkeit, wenn Ihr Unternehmen wächst. Durch Virtualisierung von Workspaces, vielleicht auch durch Auslagerung an Cloud-Providern, lässt sich zusätzliche Hardware einsparen, da mehrere Virtual Machines auf einem Server betrieben werden können. Durch die Auslagerung der Virtualisierung können auch andere diese Systeme nutzen, wenn sie nicht benötigt werden.
Es gibt noch zahlreiche andere Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen, wie nachhaltige Beschaffung, Optimierung des Produktlebenszyklus auf Langlebigkeit und Recycling. Sogar nachhaltige Softwareentwicklung wird immer wichtiger.
Für die Themen ressourceneffizientes Coding, nachhaltiges Testdatenmanagement und vieles mehr lesen Sie gerne die weiteren interessanten Artikel in unserer aktuellen Ausgabe der Quality News: Nachhaltigkeit in der IT!
Quellen:
[1] Wangerin, Claudia. „Flutschäden: Das nächste Jahrhunderthochwasser kommt bestimmt – was tun?“ Telepolis, 3 June 2024, https://www.telepolis.de/….
[2] „Wärmste Jahre weltweit seit Beginn der Messung bis 2024.“ Statista, 4 February 2025, https://de.statista.com/….
[3] „Klimawandel hat laut Studie die Brände in Los Angeles begünstigt.“ Tagesschau, 28 Januar 2025, https://www.tagesschau.de/….
[4] „Thome, Matthias. “Amazonas-Gebiet stößt mehr CO2 aus, als es bindet -.“ GEO, 3 May 2021, https://www.geo.de/….
[5] „Jänner 2025 war der wärmste je gemessene.“ Kurier, 6 February 2025, https://kurier.at/….
[6] „Copernicus: January 2025 was the warmest on record globally, despite an emerging La Niña | Copernicus.“ Copernicus Climate Change, 6 February 2025, https://climate.copernicus.eu/….
[7] „CO?-Emissionen 2024: Verbrauch von Öl, Gas und Kohle so hoch wie nie zuvor.” RND, 13 November 2024, https://www.rnd.de/….
[8] Kriegler, E., et al. „Data for Figure SPM.4 – Summary for Policymakers of the Working Group III Contribution to the IPCC Sixth Assessment Report.” MetadataWorks, https://doi.org/….
[9] „Klimawandel – Ursachen und Folgen.” Welthungerhilfe, https://www.welthungerhilfe.de/….
[10] „Ursachen des Klimawandels – Europäische Kommission.“ EU Climate Action, https://climate.ec.europa.eu/….
[11] Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, https://www.bmk.gv.at/…
[12] Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle – de-IPCC, https://www.de-ipcc.de.
Katharina Aganina, „Green IT: So können Sie mithelfen, Ihr Unternehmen umweltfreundlicher zu gestalten“, Ratbacher Blog, https://www.ratbacher.at/…:~:text=Beispiele%3A%20Green%20IT%20in%20der,im%20Bereich%20Green%20IT%20t%C3%A4tig.
Amanda McGrath, Alexandra Jonker, „Was ist nachhaltige IT?“, IBM, 5. Juli 2024, https://www.ibm.com/…
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