
Handwerkskonjunktur: Das Warten auf den Aufschwung
Der Konjunkturmotor im Handwerk der Region Stuttgart möchte immer noch nicht richtig in Gang kommen. Laut einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Region Stuttgart bewerten die meisten Betriebe ihre Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ähnlich, 59 Prozent als gut (Q2/2024: 60 %) und 25 Prozent als befriedigend (Q2/2024: 26 %). Der Anteil negativer Einschätzungen ist jedoch leicht auf 16 Prozent (Q2/2024: 13 %) gestiegen. Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, ist besorgt: „Viele Betriebe der Region sind stabil aufgestellt, doch die Betriebe des gewerblichen Bedarfs hängen am Tropf der Industrie – zum Beispiel die vielen Zulieferbetriebe der Automobilindustrie, die es in der Region gibt.“ Diese spürten die dort herrschenden Unsicherheiten unmittelbar, so Friedrich. Dazu zählten auch die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle. „Die Lage für die handwerklichen Dienstleister und Ausstatter der Industrie ist kritisch und droht sich weiter zu verschärfen“, warnt der Kammerchef.
Bei Umsatz und Auslastung der Betriebe gibt es kaum Veränderungen zum Vorjahr: 29 Prozent (Q2/2024: 27 %) der Betriebe konnten ihre Umsätze steigern, während 22 Prozent (Q2/2024: 20 %) Rückgänge verzeichnen. Die Kapazitätsauslastung bleibt ebenfalls stabil: Die Hälfte der Betriebe (50 %) gibt an, über 80 Prozent ausgelastet gewesen zu sein (Q2/2024: 52 %). Gerade im Ausbaugewerbe sei die wirtschaftliche Lage solide, freut sich Peter Friedrich. „Auch unser Sorgenkind Bau hat sich in den letzten Monaten leicht erholt, jedoch ist das mit Vorsicht zu bewerten“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. „Da im Vorjahr der Bau in der Krise steckte, können wir jetzt positivere Zahlen verzeichnen. Doch ob die Verbesserung langfristig hält, ist noch unklar.“
Verlässlichkeit wichtig für Wachstumskurs
Erfreulich ist die Entwicklung bei den Beschäftigungszahlen: 13 Prozent der Handwerksbetriebe melden einen Zuwachs an Mitarbeitenden – fast doppelt so viele wie im Vorjahr (Q2/2024: 7 %). „Es ist gut, dass die Betriebe an ihren Fachkräften festhalten und weiter einstellen. Denn wenn die von der Politik geplanten Aufträge kommen, die das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz ermöglicht, brauchen wir viele Hände im Handwerk“, bewertet Peter Friedrich die Zahlen. Jetzt müsse das Sondervermögen endlich auf die Strecke gebracht werden. „Die Investitionen dürfen nicht länger auf dem Papier stehen. Es braucht konkrete Projekte, die schnell umgesetzt werden“, fordert Friedrich.
Generell habe die Politik erste gute Signale gesendet: Das Investitionsprogramm, dass nun auch vom Bundesrat beschlossen wurde, bietet Handwerksbetrieben schnellere Abschreibungen und steuerliche Entlastungen. Das soll vor allem die Investitionsbereitschaft der Betriebe fördern, die in der schwierigen Wirtschaftslage lieber abwarten, als Neuanschaffungen zu tätigen. Doch was die Wirtschaft vor allem brauche, sei Verlässlichkeit von politischen Zusagen und Entscheidungen. „Vertrauen ist die zentrale Währung, um wieder einen selbsttragenden Aufschwung anzukurbeln. Daher darf so etwas, wie der Wegfall der Stromsteuersenkung für alle, nicht mehr passieren“, fordert der Kammerchef.
Den vollständigen Konjunkturbericht finden Sie hier: www.hwk-stuttgart.de/konjunktur.
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