
Wenn‘s gerade schwierig ist im Leben, können die Möglichmacher unterstützen
Was genau versteht man unter KVA?
Patrick Krug: Die KVA ist die Kommunale Vermittlungsagentur des Vogelsbergkreises. Wir sind im Grunde genommen für drei Bereiche verantwortlich: Wir zahlen die Grundsicherung (Bürgergeld) aus, wir unterstützen unsere Kunden in der aktuellen Lebenssituation und wir vermitteln in Arbeit.
Wir verstehen uns in der KVA als Möglichmacher und bieten für die „Region Vogelsbergkreis“ individuelle Arbeitsmarktdienstleistungen aus einer Hand an, damit Menschen wieder ins Arbeitsleben kommen und Betriebe dringend benötigte Arbeits- und Fachkräfte finden. Mit unseren vielfältigen regionalen und überregionalen Netzwerkpartnern wollen wir eine möglichst große berufliche, soziale und gesellschaftliche Teilhabe aller Bürger erreichen.
Durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten entstehen positive Effekte, die dazu führen, dass der Vogelsberg auch in Zukunft eine attraktive Region zum Leben und Arbeiten ist.
Vor 20 Jahren hat sich der Vogelsbergkreis dazu entschieden, diese Aufgabe in alleiniger Verantwortung zu übernehmen. Rückblickend, wie ich finde, immer noch die richtige Entscheidung.
Ist die Vermittlung von Arbeitslosen nicht die klassische Aufgabe der Bundesagentur für Arbeit?
Rene Lippert: Die Bundesagentur für Arbeit kümmert sich um das Arbeitslosengeld I. Hierbei handelt es sich um eine Versicherungsleistung, die Menschen erhalten, die in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Unsere Kunden erhalten Bürgergeld, sprich sie sind arbeitslos und haben gar kein Einkommen oder das Einkommen, welches sie erzielen, reicht nicht aus, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir kümmern uns intensiv um diese Menschen, wir zeigen individuelle Möglichkeiten und Unterstützungsangebote auf und helfen so bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben, damit ein Leben ohne staatliche Unterstützung möglich ist.
Wie sieht ein erster Besuch in der KVA aus?
Krug: Der läuft in der Regel über unsere Servicestellen in der Bahnhofsstraße 49 in Lauterbach oder in der Hersfelder Straße 57 in Alsfeld. Dort wird zunächst geschaut, ob ein Anspruch besteht, der entsprechende Antrag wird mit dem Kunden besprochen. Danach wird in der Leistungssachbearbeitung ermittelt, wie hoch der Bedarf ist, und das Geld wird ausgezahlt. Parallel wird der Kontakt zum persönlichen Ansprechpartner hergestellt. Im Gespräch wird erörtert, in welchen Bereichen wir unterstützen können. Wir helfen temporär. Ziel ist es, wieder den Übergang in den Beruf hinzubekommen.
Die Betreuung aus einer Hand, das ist ein klarer Vorteil unserer KVA. Unsere Kunden müssen nicht verschiedene Institutionen und Einrichtungen anlaufen, um Unterstützung zu beantragen und zu bekommen. Bei uns haben sie ihren persönlichen Ansprechpartner, der ihnen in den verschiedensten Fragen weiterhelfen kann. Ein weiterer Vorteil sind die kurzen Wege in der Verwaltung selbst, wenn Hilfsangebote nötig sind. Ein Beispiel: Wer keine Einkünfte hat, dem drohen ganz schnell finanzielle Sorgen. In diesem Fall kann unsere Schuldnerberatung direkt in unserem Amt für Soziales und Ausländerrecht weiterhelfen. Auch die Wege zum Jugendamt, zur Wirtschaftsförderung und zu sozialen Leistungen in der Kreisverwaltung sind kurz und machen die Zusammenarbeit leichter, was dann auch den Kundinnen und Kunden zugutekommt.
Die KVA ist aber nicht nur Anlaufstelle für Leistungsbezieher, sondern auch für Arbeitgeber: Vermitteln Sie ganz klassisch Arbeitskräfte?
Lippert:Ja, wir vermitteln Arbeitskräfte an Arbeitgeber und sehen uns als Bindeglied. Dies wird durch unseren Arbeitgeberservice unterstützt. Wir sind nah dran an den Arbeitgebern und versuchen, deren Bedarfe mit den Fähigkeiten unserer Kundinnen und Kunden zusammenzubringen.
Und die KVA ist auch Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche – inwieweit werden sie unterstützt?
Krug:Für Kinder gewähren wir zum Beispiel Leistungen für Bildung und Teilhabe. Dazu gehören unter anderem Schulbedarf, Schülerbeförderung, Klassenfahrten, Mittagsverpflegung, Lernförderung und die Unterstützung im Bereich Kultur, Sport und Mitmachen. Jugendliche unterstützen wir beim Übergang ins Berufsleben. Wir organisieren unter anderem die jährliche Ausbildungsmesse, um möglichst vielen Jugendlichen zu zeigen, welche beruflichen Möglichkeiten es im Vogelsbergkreis gibt, damit Firmen bei uns die Fachkräfte von morgen schon heute finden können. Die Messe ist mit rund 120 Ausstellungsbetrieben und ungefähr 2.000 Besuchern die größte Berufsorientierungsmesse im Vogelsbergkreis. In diesem Jahr findet sie am 18. September in der Hessenhalle in Alsfeld statt.
Es gibt weitere Projekte wie K.U.L.T oder TiGA – was verbirgt sich hinter diesen Abkürzungen?
Lippert:K.U.L.T. steht für Kontakt, Unterstützung, Leben, Treffpunkt. Die Mitarbeiterinnen von K.U.L.T. sind in Alsfeld der erste Anlaufpunkt bei Problemen mit Behörden, bei Schwierigkeiten mit Posteingängen, Schulden, Herausforderungen im Alltag, Ausbildung oder Beruf, Problemen mit Süchten oder auch bei Problemen in der Schule. K.U.L.T. greift auf ein breites Netzwerk zurück, um individuelle Lösungen für all diese Probleme zu finden. Darüber hinaus bietet K.U.L.T. mit regelmäßigen Gruppenangeboten eine Begegnungsmöglichkeit für Menschen gleicher Zielgruppen oder mit gleichen Herausforderungen.
Das Projekt TiGA (Talente integrieren in Arbeit und Gesellschaft) unterstützt Migrantinnen und Migranten bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Über Menschen, die den Weg in den Arbeitsmarkt bereits erfolgreich gegangen sind und über die gute Vernetzung zu den regionalen Arbeitgebern gelingt es TiGA, Migrantinnen und Migranten Wege in den Arbeitsmarkt aufzuzeigen, um unabhängig von SGB II Leistungen zu leben.
Hintergrund:
Die KVA des Vogelsbergkreises gibt es seit 20 Jahren Seit dem 1. Januar 2005 ist diese Einrichtung zuständig für die Umsetzung des SGB II – so der offizielle Sprachgebrauch. Konkret heißt das: Ausgezahlt wird die Grundsicherung, früher bekannt als Hartz IV, heute als Bürgergeld.
Es gab damals eine Rechtsänderung. Die Sozialhilfe wurde mit der Arbeitslosenhilfe zusammengelegt und somit das SGB II geschaffen. Der Vogelsbergkreis bewarb sich damals erfolgreich um das sogenannten Optionsmodell und konnte somit die Umsetzung des SGB II in alleiniger Verantwortung durchführen. In dem anderen Modell arbeiten die Landkreise zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit.
Kreisausschuss des Vogelsbergkreises
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