Gesundheit & Medizin

„Die USE war mein Sechser im Lotto“

Mit 44 Jahren nochmal die Schulbank drücken – diese Vorstellung war für die gebürtige Wienerin ohne Berufsschulabschluss, die bereits seit 25 Jahren in Berlin lebt, zunächst undenkbar. Nach einer schweren persönlichen Zeit bestimmten Ängste und Selbstzweifel ihr Leben. Es folgte ein viermonatiger Aufenthalt in der Tagesklinik.

Brücke ins Berufsleben

Besonders für psychisch erkrankte Menschen ist Arbeit wichtig, weil sie stabilisiert. Aus diesem Grund wurde ihr in der Tagesklinik im Rahmen der Ambulanten Arbeitstherapie ein Platz in der Küche der USE im Abgeordnetenhaus vorgeschlagen.

Dort gefiel es Gabriele Püpke so gut, dass aus den anfänglichen drei Stunden Arbeit pro Tag schnell mehr wurden. Auch Christian Franklin, USE-Geschäftsbereichsleiter Gastronomie und damaliger Küchenchef, erinnert sich gern an diese Zeit: „Die persönliche Bindung und das Vertrauen waren der Schlüssel zu ihr. Aufgrund vieler negativer Erfahrungen war sie anfänglich sehr unsicher, hat bei uns aber erkannt, dass nicht alle Menschen schlecht sind und hat durch die erworbene Sicherheit eine tolle Entwicklung genommen.“

Ihr Wissensdurst und der Zuspruch von außen ließen in ihr den Wunsch wachsen, eine Ausbildung zur Köchin zu beginnen und ein Jahr nach dem Beginn der Arbeitstherapie sollte dieser nichts mehr im Weg stehen. Auch ihr (damaliger) Ausbilder Ronny Witschorke glaubte fest an sie:

„Frau Püpke war von Anfang an voller Tatendrang, Ehrgeiz und unerschütterlicher Neugier. Schon damals spürte ich, wie leidenschaftlich sie ihre Arbeit anging.“

„Ich habe mein Leben jetzt wieder voll im Griff“

Mit viel Disziplin und Unterstützung durch das Küchenteam der USE schloss Gabriele Püpke in diesem Januar die Ausbildung zur Köchin erfolgreich ab. „Es ist unglaublich, was sie in den letzten Jahren erreicht hat, sie kann sehr zufrieden auf ihren Weg blicken. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie diesen mit Leidenschaft und Hingabe fortführen wird“, sagt Witschorke voller Stolz.

Dass sie die Ausbildung bestanden hat, kann Gabriele Püpke immer noch nicht recht glauben: „Trotz großer Ängste im Vorfeld habe ich meinen MSA-Abschluss mit einem Notendurchschnitt von 1,8 geschafft, meine Ausbildung in der Tasche und mein Traum, im Abgeordnetenhaus zu arbeiten, hat sich erfüllt.“ Dabei macht ihr die Arbeit mit den Beschäftigten besonders viel Spaß.

Ein Blick in die Zukunft

Auf die Frage, was ihr Wunsch für die Zukunft ist, antwortet sie ohne Zögern: die SPZ machen! Dabei handelt es sich um eine Sonderpädagogische Zusatzausbildung für Fachkräfte in Werkstätten für behinderte Menschen, die bereits vorhandene berufliche Qualifikationen um notwendige arbeitspädagogische Fähigkeiten ergänzt.

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