
Eine Frau mit einem langen Atem
Doch der Reihe nach: Dorothee Hofmann wurde in Fulda geboren, wuchs in der Domstadt auf und machte dort ihr Abitur. Zunächst absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenpflegerin in Wiesbaden, dann studierte sie Medizin in Halle an der Saale sowie in Frankfurt, wo sie auch promovierte. Ihre Liebe für das öffentliche Gesundheitswesen entdeckte sie schon im Studium, wie sie lächelnd erzählt. Im Frankfurter Gesundheitsamt konnte sie erste praktische Erfahrungen sammeln. „Das war klasse, die Arbeit war so vielfältig.“ Folgerichtig führte ihr Weg direkt nach dem Studium in ein Gesundheitsamt – praktischerweise sogar in das in ihrer Heimatstadt. Dort konnte sie ihre fünfjährige Weiterbildung zur Fachärztin im öffentlichen Gesundheitswesen absolvieren und sich Stück für Stück nach oben arbeiten – bis zur stellvertretenden Leiterin. Der nächste logische Schritt erfolgte im Vogelsberg, wo Dr. Hofmann am 1. Februar die Leitung des Gesundheitsamtes übernahm und vom Team herzlich aufgenommen wurde. Noch ist sie dabei, die Strukturen in dem für sie neuen Landkreis kennenzulernen, „aber ich versuche, den Vogelsberg mehr und mehr zu meiner Heimat zu machen“.
Mit der Hygiene-Abteilung des Amtes ist Hofmann daher auch oft im Außendienst unterwegs, „um mit den lokalen Playern und Akteuren ins Gespräch zu kommen“. Und das sind eine Menge, schließlich unternehmen die Mitarbeiter des Amtes unter anderem Begehungen in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeeinrichtungen, in Arztpraxen und vielen anderen Einrichtungen mehr, um zu überprüfen, ob die hygienischen Bedingungen in Ordnung sind. Sie kümmern sich ums Trinkwasser und die Qualität von Badegewässern. Und nicht zuletzt – man erinnert sich noch gut an die Corona-Zeit – ist die Hygiene-Abteilung für die Überwachung meldepflichtiger Krankheiten zuständig. Und schon ist Dr. Hofmann mittendrin in einer langen Aufzählung von Arbeitsbereichen, die ein Gesundheitsamt abzudecken hat und die weit über das Ausstellen von Bescheinigungen hinausgehen. „Im Grunde gilt für uns: von der Wiege bis zur Bahre – wir haben die ganze Bandbreite“, bringt es die Medizinerin auf einen Nenner. In der Tat: Das Aufgabenspektrum reicht tatsächlich von Gesprächen mit Hebammen bis zu Leichenschauen.
Schulkinder und Eltern hingegen kennen das Gesundheitsamt wohl vor allem durch einen Termin: die Schuleingangsuntersuchung. Oder durch den jugendzahnärztlicher Dienst. Dann gibt es aber auch den amtsärztlichen Dienst, der zum Beispiel bei Fragen zur Erwerbstätigkeit hinzugezogen wird. „Mit unserem sozial-psychiatrischen Dienst leisten wir niedrigschwellig Hilfe für Erkrankte und Angehörige“, nennt die Ärztin einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit. Wer als Heilpraktiker arbeiten möchte, muss beim Gesundheitsamt ebenso vorstellig werden wie der Lkw-Fahrer, der für die Verlängerung seiner Fahrerlaubnis untersucht werden muss. Und wer mit Lebensmitteln arbeitet, muss an einer Erstbelehrung teilnehmen – eben im Vogelsberger Gesundheitsamt.
Längst muss sich Dr. Dorothee Hofmann mit ihrem Team auch um Bereiche kümmern, die gar nicht zu den originären Aufgaben eines Amtes gehören – die ärztliche Versorgung zum Beispiel. Eine eigene Fachstelle im Amt engagiert sich, um junge Mediziner in den Vogelsberg zu holen. Schon seit Jahren gibt es ein Stipendium für Medizin-Studenten, es gibt Praktikumsplätze und den Weiterbildungsverbund. „Wir wollen schauen, dass wir künftig noch präsenter sind an den Unis, um angehende Mediziner für den ländlichen Raum zu gewinnen.“
Damit nicht genug: Selbst in ein Medizinisches Versorgungszentrum ist der Vogelsbergkreis eingestiegen, gründete gemeinsam mit den Gemeinden Freiensteinau und Grebenhain das erste interkommunale MVZ überhaupt in Deutschland, um die hausärztliche Versorgung in den beiden Gemeinden sicherzustellen. Und auch in der Palliativmedizin engagiert sich das Gesundheitsamt. In Zukunft, da ist sich Dr. Hofmann sicher, werden weitere Aufgaben hinzukommen. „Klima“ und „Hitze“ sind die ersten Stichworte, die sie nennt. „Diese Themen sind schon angelaufen, da haben wir schon einiges auf den Weg gebracht, es wird sich zeigen, wie es in dem Bereich noch weitergeht.“
Und nach Jahrzehnten des Friedens ist plötzlich auch wieder die Krisenvorsorge in den Fokus gerückt. „Damit werden wir uns in Zukunft beschäftigen müssen. Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen, aber wir müssen vorsorgen“, betont Dr. Hofmann.
Und dann ist da ja noch der ganz normale Alltag als Amtsleiterin mit den vielen administrativen Aufgaben. Im Moment gilt es gerade, die Rufbereitschaft neu zu organisieren. Denn das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises muss erreichbar sein – rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr.
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