Gesundheit & Medizin

Krankenhausreform gefährdet Schmerzmedizin: Jetzt nachbessern!

Anlässlich der heutigen Anhörung des Bundestags-Gesundheitsausschuss zum Krankenhausreformanpassungsgesetz (KHAG) appelliert die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, den KHAG-Gesetzentwurf dringend nachzubessern, um den Fortbestand der für chronisch Schmerzerkrankte in Deutschland unverzichtbaren stationären Speziellen Schmerztherapie sicherzustellten.

„Die Zahlen sprechen für sich: Ohne eine Änderung sind bundesweit 22 Prozent der Standorte, die insgesamt 44 Prozent der Behandlungen der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (OPS-Klasse 8-918) ausmachen, akut von einem Abrechnungsausschluss gefährdet“, so Prof. Dr. Frank Petzke, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. „Um den Kollaps der Versorgung zu verhindern, ist eine Gesetzesänderung möglich und dringend nötig“. Mit Nachdruck appelliert er, dass die spezielle Schmertherapie als eigenständige Leistungsgruppe verankert wird. Nur so können Patientinnen und Patienten weiterhin wohnortnah und in hoher, angemessener Qualität behandelt werden.

Bleibt das KHAG unverändert, werden Behandlungsfälle spezialisierter Schmerzstationen künftig fachfremden Leistungsgruppen wie „Allgemeine Innere Medizin“ oder „Allgemeine Chirurgie“ zugeordnet. Diese Gruppen haben andere qualitative Mindestanforderungen – zum Beispiel in Personal- oder Geräteausstattung – die mit schmerzmedizinischen Strukturen wenig zu tun haben. Die Folge: Schmerztherapeutische Einrichtungen können die für sie unpassenden Auflagen nicht erfüllen und verlieren ihre Abrechnungsgrundlage und sind somit für die betroffenen Klinikstandorte wirtschaftlich untragbar.

Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. ergänzt: „Für die Betroffenen heißt das weniger Behandlungsplätze, längere Wartelisten, zunehmende Verzweiflung. Viele Patientinnen und Patienten berichten schon heute von einer jahrelangen Odyssee, bevor sie Hilfe finden. Wenn nun weitere Strukturen wegbrechen, drohen Leidensgeschichten, die nicht nur individuelles Schicksal sind, sondern auch die Gesellschaft betreffen – durch Krankheitsausfälle, Frühverrentungen und steigende Kosten.“

„Ohne gesetzliche Nachbesserungen droht zudem ein Dominoeffekt: Einrichtungen schließen, Fachpersonal wandert ab, auch Aus- und Weiterbildung fällt weg und Patientinnen und Patienten bleiben dauerhaft unterversorgt.“ Die Politik muss deshalb in den kommenden Abstimmungen im Deutschen Bundestag handeln und den besonderen Versorgungsbedarf von Menschen mit chronischen Schmerzen anerkennen.

Hintergrundinformation:

Rund 23 Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Etwa 4 Millionen von ihnen sind besonders schwer betroffen: Sie können kaum am Arbeitsleben teilnehmen, ziehen sich aus dem sozialen Umfeld zurück und verlieren an Lebensqualität. Für viele bedeutet das nicht nur körperliche Dauerbelastung, sondern auch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Eine wirksame Therapie gibt es: die interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie (IMST). Expertinnen und Experten aus der Schmerzmedizin, Psychologie, Pflege und Physiotherapie arbeiten dabei eng zusammen, um Körper und Psyche gleichermaßen zu behandeln. Diese Therapie wird bislang in etwa 370 Kliniken angeboten. Doch ohne klare gesetzliche Absicherung fallen diese Angebote zunehmend weg. 22% der Standorte, die für 44% der Patientenbehandlungen (Kodierung OPS 8-918) stehen, wären bedroht! Schon heute müssen Betroffene monatelang auf einen Platz warten. Wenn weitere Einrichtungen schließen, verschärft sich die Unterversorgung dramatisch.

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