Ein Jahr Corona: Sächsischer Arbeitsmarkt um drei Jahre zurückversetzt
„Wir bleiben optimistisch, aber wir reden die Dinge auch nicht schön. Erfreulich ist: Im März ist die Arbeitslosigkeit in einem üblichen Umfang gesunken. Dieser Rückgang entspricht dem Niveau des Vorjahres und ist auf erste Impulse der Frühjahresbelebung zurückzuführen. Jedoch sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Menschen arbeitslos gemeldet. Im Frühjahr 2020 wurden durch die Corona-Pandemie mit einem Schlag viele tausend Sächsinnen und Sachsen arbeitslos. Seitdem ist der Arbeitsmarkt auf das Niveau von 2018 zurückversetzt und auf diesem Stand eingefroren. Viele Jobs werden seitdem mit Kurzarbeitergeld gesichert. Das Risiko, arbeitslos zu bleiben, ist unter den aktuellen Bedingungen deutlich gestiegen. Das betrifft Geringqualifizierte, die bereits vor der Pandemie arbeitslos waren, Menschen, die eine notwendige Qualifizierungsmaßnahme nicht beginnen oder beenden können und Neuarbeitslose, die während der Pandemie geringere Beschäftigungschancen haben. Wir unterstützen mit Geldleistungen all diejenigen, die durch die Krisensituation finanzielle Hilfe benötigen, wir beraten Beschäftigte, die sich beruflich verändern wollen, Jugendliche bei der Ausbildungssuche, fördern die berufliche Bildung und vermitteln Arbeitssuchende in einen neuen Job“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit.
Arbeitslosenzahl im März: 137.325
Arbeitslosenzahl im Vormonatsvergleich (140.501): -3.176 oder -2,3 Prozent
Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich (116.570): +20.755 oder +17,8 Prozent
Arbeitslosenquote im März: 6,5 Prozent
Anträge auf Kurzarbeitergeld für Dezember:
Personen in den Anträgen auf Kurzarbeitergeld für Dezember: 19.974
127.886
Arbeitslosigkeit
Insgesamt gab es im März in Sachsen 137.325 arbeitslose Menschen. Im Vergleich zum Vormonat waren 3.176 weniger (minus 2,3 Prozent) und zum Vorjahresmonat 20.755 mehr Menschen arbeitslos gemeldet (plus 17,8 Prozent). Ohne das Kurzarbeitergeld wären die Arbeitslosenzahlen auch im März deutlich höher ausgefallen. Den kräftigsten Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich gibt es bei den arbeitslosen jungen Menschen. So sind im März 11.784 der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos gemeldet. Das sind 2.153 (plus 22,4 Prozent) mehr als vor der Krise.
Im März wurden 38,9 Prozent aller Arbeitslosen (53.473) im Rechtskreis SGB III von einer Agentur für Arbeit und 61,1 Prozent (83.852) im Rechtskreis SGB II von einem Träger der Grundsicherung betreut. Im Vergleich zum Vormonat sind in den Arbeitsagenturen 4.251 weniger Frauen und Männer arbeitslos gemeldet (minus 7,4 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr sind es 10.577 Arbeitslose mehr (plus 24,7 Prozent). In den Jobcentern ist die Arbeitslosenzahl zum Vormonat um 1.075 (plus 1,3 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10.178 (plus 13,8 Prozent) gestiegen. Auffällig ist die sich stetig weiter verschlechternde Situation bei der Langzeitarbeitslosigkeit. Mittlerweile liegt hier im SGB II ein Zuwachs um 40,4 Prozent zum Vorjahr vor, im SGB III sogar um fast 75 Prozent.
Die Arbeitslosenquote liegt im März bei 6,5 Prozent und entspricht dem Niveau vom März 2018. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg sie um einen Prozentpunkt.
Kurzarbeit
Für den Monat Dezember 2020 liegt die aktuelle Hochrechnung für die tatsächlich realisierte Kurzarbeit in Sachsen vor. Demnach haben bislang für den Dezember rund 20.000 Betriebe konjunkturelles Kurzarbeitergeld für insgesamt 128.000 beschäftigte Frauen und Männer beantragt. Das waren 4.500 Betriebe und 23.600 Kurzarbeiter mehr als im November 2020.
Auch im März 2021 haben sächsische Betriebe Kurzarbeitergeld neu anzeigen müssen, weil von einem Arbeitsausfall auszugehen war oder die ursprüngliche Anzeige verlängert werden musste. So haben in den vergangenen Wochen weitere 941 sächsische Betriebe Kurzarbeit neu angezeigt. Hinter diesen Anzeigen standen 10.265 Beschäftigte. Dass das Anzeigegeschehen im März 2021 erneut rückläufig ist, kann als Indiz gewertet werden, dass die meisten Unternehmen mit Bedarf nach konjunkturellem Kurzarbeitergeld schon die notwendigen Anzeigeverfahren eingeleitet haben und ihre Ansprüche ggf. schon abrechnen können.
Beschäftigung
Die Zahl der Beschäftigten in Sachsen ist von Dezember 2020 auf Januar 2021 um 12.100 (minus 0,7 Prozent) gesunken. Damit waren im Januar 2021 in Sachsen nach ersten Hochrechnungen rund 1,62 Millionen Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Über den Jahreswechsel ist ein Rückgang üblich, da die Beschäftigung vor allem in saisonabhängigen Branchen wie dem Bau- oder Gastgewerbe zurückgeht. In diesem Jahr ist sie aber etwas stärker gesunken als im letzten Jahr. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind 4.400 weniger Menschen angestellt, was einem Beschäftigungsrückgang von 0,3 Prozent entspricht. Im Vergleich zum Januar 2020 ist ein Abbau vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, Gastgewerbe und dem Handel zu verzeichnen.
Arbeitskräftenachfrage
Im März haben sächsische Betriebe insgesamt 7.792 freie Stellen neu gemeldet. Im Vergleich zum Februar waren es 207 mehr (plus 2,7 Prozent) und zum März 2020 rund 100 weniger (minus 1,2 Prozent) gemeldete Arbeitsstellen. In den ersten drei Monaten des Jahres gingen somit knapp 20.700 Stellen zu, das ist der niedrigste Wert seit dem Krisenjahr 2009. Aktuell sind in den sächsischen Arbeitsagenturen und Jobcentern insgesamt 36.172 freie Stellen gemeldet, 991 mehr als im Vormonat und rund 900 weniger als vor einem Jahr. Der gemeinsame Arbeitgeberservice berät suchende Unternehmen und vermittelt geeignete Bewerberinnen und Bewerber.
Unterbeschäftigung
Im März 2021 haben rund 34.000 Menschen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilgenommen oder standen vorübergehend der Arbeitsvermittlung nicht zur Verfügung. Einige wurden mit Weiterbildungen (7.700) gefördert, haben an Arbeitsgelegenheiten in der Grundsicherung (3.000) und an Aktivierungsmaßnahmen (4.500) teilgenommen oder wurden durch andere Träger unterstützt (5.000). Der Bestand an Maßnahmeteilnehmenden liegt damit deutlich unter dem Vorjahresniveau – in allen betrachteten Maßnahmekategorien sind um mehr als 20 Prozent rückläufige Zahlen zu beobachten.
Ein weiterer Teil der Frauen und Männer stand aus anderen Gründen der Vermittlung nicht zur Verfügung und war deshalb nicht arbeitslos – zum Beispiel wegen kurzfristiger Krankheit (3.100).
Die Unterbeschäftigung – die Summe aus Arbeitslosen, Teilnehmern an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und vorübergehend nicht verfügbaren Arbeitsuchenden – belief sich im März 2021 auf insgesamt 171.225 Personen. Aufgrund des starken Rückgangs von Maßnahmen, die die Arbeitslosigkeit entlasten, steigt die Unterbeschäftigung aktuell nicht so deutlich an wie die Arbeitslosigkeit. Sie liegt 5,4 Prozent (plus 8.800 Personen) über dem Vorkrisenniveau. Aktuell liegt der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung bei 80,2 Prozent. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen lag die Unterbeschäftigungsquote im März 2021 bei 7,9 Prozent.
Grundsicherung
Im März waren 148.420 Familien (Bedarfsgemeinschaften) auf finanzielle Unterstützung der dreizehn sächsischen Jobcenter angewiesen. Damit ist die Zahl der Bedarfsgemeinschaften im Vergleich zum Vormonat um 428 gesunken. Insgesamt 184.530 erwerbsfähige Menschen sind aktuell auf Grundsicherungsleistungen angewiesen, 447 mehr als im Februar. Nach aktuellen Hochrechnungen haben im Vergleich zum Vorjahresmonat 391 mehr Menschen Grundsicherung bezogen. Damit lag der Bestand an erwerbsfähigen Leistungsberechtigten leicht – um 0,2 Prozent – über dem Vorjahresniveau, den zweiten Monat in Folge.
Der über viele Jahre anhaltende Rückgang der erwerbsfähig Leistungsberechtigten ist durch die Corona-Pandemie vorerst beendet. Das ist beispielsweise auch darauf zurück zu führen, dass im Zuge der anhaltenden Corona-Pandemie mehr selbständig oder abhängig Erwerbstätige aufgrund von Einkommensausfällen ergänzende Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende beanspruchen. Für Selbständige oder Kurzarbeiter wurde der vereinfachte Zugang zur Grundsicherung verlängert, um deren Einkommensverluste teilweise abzufedern.
Neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung Sachsen (IAB Sachsen):
Höchster Corona-Effekt in Leipzig, geringster in Nordsachsen
Durch die Corona-Pandemie wurden Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens notwendig, die auch zu Einschränkungen des wirtschaftlichen Geschehens führten. Negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistung und den Arbeitsmarkt waren die Folge. Trotz umfangreicher Hilfen für die Unternehmen stieg die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen im Jahresdurchschnitt 2020 um 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Diese Zunahme beruht jedoch kaum auf vermehrten Zugängen in Arbeitslosigkeit, sondern vielmehr auf fehlenden Abgängen aus Arbeitslosigkeit.
Ein nicht unerheblicher Teil dieses Anstieges der Arbeitslosigkeit ist dabei auf eine deutlich geringere Entlastungswirkung durch z. B. arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zurückzuführen.
Aus den Veränderungen der Zugänge und der Abgänge in den 1. Arbeitsmarkt berechnete das IAB den sogenannten Corona-Effekt. Für Sachsen lag dieser für das Jahr 2020 bei 3,9. Das bedeutet, dass im Vergleich zum Jahr 2019 rund vier von 1.000 Erwerbspersonen mehr arbeitslos waren. Im regionalen Vergleich ist der Corona-Effekt in der Stadt Leipzig mit 6,5 am höchsten und mit 1,0 im Landkreis Nordsachsen am niedrigsten. Verantwortlich für die regionalen Unterschiede in der Höhe des Corona-Effektes sind die unterschiedlichen Strukturen der Landkreise.
Link zur Studie: http://doku.iab.de/regional/S/2021/regional_s_0121.pdf
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