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Aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs
Die in Tarifverträgen vereinbarten Ausbildungsvergütungen weisen seit jeher je nach Branche und Region sehr große Unterschiede auf. Die Spannbreite reicht aktuell von 325 Euro pro Monat, die Auszubildende im thüringischen Friseurhandwerk im ersten Ausbildungsjahr erhalten, bis zu 1.580 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe, mit denen Auszubildende im vierten Ausbildungsjahr vergütet werden (siehe auch Abbildungen 1 und 2 sowie Tabelle 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung von 20 ausgewählten Tarifbranchen, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres 2020 vorlegt. Große Unterschiede bei den tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen zeigen sich bereits im ersten Ausbildungsjahr: Demnach liegen…
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IMK-Indikator: Steigende Wahrscheinlichkeit, dass deutsche Wirtschaft im dritten Quartal aus der Rezession kommt
Wenn es in den kommenden Monaten keine massive neue Corona-Welle gibt, hat die deutsche Wirtschaft steigende Aussichten, im dritten Quartal aus der Rezession zu kommen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung für den Zeitraum von Juli bis Ende September. In der Drei-Monats-Prognose zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 31 Prozent an – nach knapp 96 Prozent im Juni. Das nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Frühwarnsystem schaltet deshalb von "rot" (akute Rezession) zurück auf gelb-rot (erhöhte konjunkturelle Unsicherheit). Allerdings ist die statistische Streuung im Indikator – sie spiegelt die Verunsicherung vieler Wirtschaftsakteure wider – mit…
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Seltener Steuervermeidung und aggressive Bilanzgestaltung in Unternehmen, wenn Arbeitnehmer mitbestimmen
Unternehmen mit starker Mitbestimmung durch Beschäftigte nutzen deutlich seltener legale Spielräume in Bilanzierungsregeln, um beispielsweise ihre Gewinnsituation kurzfristig positiver darzustellen, als das vergleichbare Firmen mit schwacher oder ohne Mitbestimmung tun. Auch aggressive Steuervermeidung betreiben Unternehmen im Durchschnitt signifikant seltener, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Aufsichtsrat und über Betriebsräte mitbestimmen. Das ergibt eine neue Studie, in der Forscher der Universität Duisburg-Essen um Prof. Dr. Marc Eulerich mehrere hundert im Börsenindex CDAX notierte Unternehmen beleuchten.* "Mitbestimmung führt zu einer geringeren Ausnutzung von Bilanzierungs- und Steuergestaltungsspielräumen", resümieren die Wissenschaftler, "was mit einer besseren langfristigen Performanz verbunden ist." Denn Unternehmen mit "aggressiver" Bilanz- und Steuergestaltung weisen lediglich kurzfristig eine höhere Profitabilität aus. Nach spätestens…
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Neue Umfrage zeigt aber auch abnehmende Sorgen um Jobverlust
Die Corona-Krise in Deutschland verschärft auch nach der weitgehenden Lockerung der Kontaktbeschränkungen bestehende Ungleichheiten bei Einkommen und beruflichen Möglichkeiten. Erwerbstätige mit ohnehin schon niedrigeren Einkommen haben deutlich mehr unter negativen wirtschaftlichen Folgen zu leiden als Menschen mit höheren Einkommen. Sie haben beispielsweise während der Pandemie spürbar häufiger schon an Einkommen eingebüßt, bei Kurzarbeit erhalten sie deutlich seltener eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, und sie fürchten etwa doppelt so häufig, als Folge der Pandemie ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Das zeigen erste Ergebnisse einer neuen Online-Befragung, für die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zwischen Mitte und Ende Juni 6.309 Erwerbstätige interviewt worden sind.* Mütter übernehmen weiterhin deutlich häufiger als Väter den Hauptteil der anfallenden…
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„Wirtschaftspolitische Reaktion hat Schlimmeres verhindert“
Die deutsche Wirtschaft hat den konjunkturellen Tiefpunkt in Folge der Corona-Pandemie hinter sich und schwenkt im dritten Quartal 2020 auf einen moderaten Erholungspfad ein. Das Niveau vor Ausbruch der Krise wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) aber wohl erst 2022 wieder erreichen. Im Jahresdurchschnitt 2020 schrumpft die Wirtschaftsleistung um 6,2 Prozent, 2021 wird das BIP um 3,8 Prozent im Jahresmittel wachsen. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung in seiner neuen Konjunkturprognose.* Anders als bei ihrer letzten Vorhersage im April sehen die Forscher diesmal allerdings nicht nur das Risiko, dass sich ihre Prognose als zu optimistisch herausstellen könnte, wenn es eine massive zweite Infektionswelle gibt.…
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Corona-bedingte Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit im regionalen Vergleich
Ein massiver Einsatz von Kurzarbeit puffert derzeit die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den deutschen Arbeitsmarkt ab. Im bundesweiten Durchschnitt war im April für gut 31 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt. Dabei gibt es sehr große regionale Unterschiede: Während die Betriebe in Emden (56,0 Prozent) und Wolfsburg (52,2 Prozent) für die Mehrheit der Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt haben, weisen Ludwigshafen (11,6 Prozent), Leverkusen (16,2 Prozent) und Mainz (16,4 Prozent) die niedrigsten Quoten angezeigter Kurzarbeit in Deutschland auf. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.* Die WSI-Experten Dr. Eric Seils und Dr. Helge Emmler haben für ihre Studie die neuesten verfügbaren Arbeitsmarkt-Daten der Bundesagentur für…
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Studie macht Reformvorschläge
Die Europäischen Fiskalregeln müssen nach fast 30 Jahren reformiert werden – das wäre auch ohne Corona-Krise so gewesen. Die Europäische Kommission berät seit Anfang des Jahres, wie das Regelwerk überarbeitet werden sollte. Die strengen, recht schematischen und trotzdem unübersichtlichen Ausgaben- und Schuldenregeln passen nicht mehr zu veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sie haben schon in den vergangenen Jahren dringend nötige Investitionen in den Ländern der Eurozone gebremst. Doch durch die Pandemie und die hohen staatlichen Ausgaben, die zur Bewältigung ihrer wirtschaftlichen Folgen notwendig sind, hat sich der Reformdruck noch einmal extrem erhöht, analysieren Experten des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans Böckler-Stiftung. In der akuten Krise täten viele europäische Staaten…
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IMK-Konjunkturindikator bleibt auf „rot“
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in der Rezession bleibt, ist trotz der weitgehenden Lockerungen der Kontaktbeschränkungen extrem hoch. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung für den Zeitraum von Juni bis Ende August. In der Drei-Monats-Prognose zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 95,6 Prozent an – nach 100 Prozent im Mai. Das nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Frühwarnsystem steht deshalb weiter auf „rot“. Dass sich der Ausblick nicht nennenswert verbessert hat, liegt nach der IMK-Analyse an einem Mix von realwirtschaftlichen Faktoren: So schlägt sich jetzt der kürzlich von den Statistikbehörden…
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IMK: Stabilitätsorientierte Lohentwicklung stärkt Nachfrage
Die deutsche Wirtschaft ist während des vergangenen Jahrzehnts im Jahresdurchschnitt um 2,0 Prozent gewachsen und damit weitaus kräftiger als in den 2000er Jahren, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) durchschnittlich nur um 1,3 Prozent zunahm. Der Wachstums-Aufschwung seit der Finanz- und Wirtschaftskrise, der längste seit den 1960er Jahren, verlief zeitgleich mit und war wesentlich beeinflusst von der Rückkehr zu einer stabilitätsorientierten Entwicklung bei Löhnen, Arbeitskosten und Lohnstückkosten. Diese ist ein wichtiger Faktor für eine erstarkte Binnennachfrage. So haben die Löhne zwischen 2010 und 2019 im Einklang mit dem neutralen Verteilungsspielraum zugenommen, nachdem der Zuwachs in den 2000er Jahren weit darunter gelegen hatte. Trotz der zuletzt stärkeren Entwicklung und des jahrelangen wirtschaftlichen Booms…
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Aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs
In Deutschland erhalten etwas weniger als die Hälfte (44 Prozent) aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft Urlaubsgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Online-Befragung des Internet-Portals Lohnspiegel.de, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Für die Analyse wurden die Angaben von mehr als 53.000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Anfang August 2019 bis Ende Mai 2020 ausgewertet (mehr Informationen zur Methode am Ende der PM). Ob ein Beschäftigter Urlaubsgeld erhält oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Der mit Abstand wichtigste Faktor ist die Frage der Tarifbindung. So erhalten 71 Prozent der Beschäftigten in tarifgebunden Unternehmen der Privatwirtschaft ein Urlaubsgeld, gegenüber nur 34 Prozent der Beschäftigten in…