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Eine gerechte Welt auf einem sicheren Planeten: Studie quantifiziert erstmals Erdsystemgrenzen
Menschen gehen immense Risiken für die Zukunft der Zivilisation und der Lebewesen auf dem Planeten ein, zeigt eine neue Studie in der Fachzeitschrift Nature. Ein internationales Wissenschaftsteam der Earth Commission mit mehr als 40 Forschenden quantifiziert erstmals sichere und gerechte Erdsystemgrenzen auf globaler und lokaler Ebene für mehrere biophysikalische Prozesse und Systeme, die den Zustand des Erdsystems regeln. Zum ersten Mal werden dabei Sicherheit und Gerechtigkeit für die Menschheit auf der Erde entlang der gleichen Messgrößen beziffert und bewertet, die auch für die Bemessung des Erhalts der Lebensgrundlagen und der Stabilität der Erde herangezogen werden. Die Berücksichtigung von Gerechtigkeit und die Vermeidung erheblicher Schäden für Menschen auf der ganzen Welt…
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Größere Schutzgebiete allein reichen nicht aus, um wichtige Umweltleistungen für unsere Gesellschaft zu erhalten
Die Ausweitung von Schutzgebieten und marktbasierte Anreize zur Wiederaufforstung allein werden den Rückgang der biologischen Vielfalt und vieler wichtiger Umweltleistungen nicht aufhalten, wenn sie nicht von Maßnahmen begleitet werden, die auch Flächen außerhalb von Schutzgebieten betreffen. Eine neue Studie in der Fachzeitschrift Nature Communications unter der Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt nun, dass es selbst in Szenarien mit einer starken Flächenkonkurrenz möglich ist, Landschaften biodiversitätsfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig wichtige Ökosystemleistungen wie den Bodenschutz oder die Bestäubung durch Insekten zu fördern. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Landnutzung global gesehen kein Nullsummenspiel ist, sondern dass es auch auf die räumliche Verteilung von Ackerflächen ankommt. Durch gezielte Anreize könnte eine…
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Johan Rockström auf der TIME Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt
TIME hat Johan Rockström, den Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, in die TIME100-Liste 2023 aufgenommen, die jährliche Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Johan Rockströms Arbeit wird beschrieben als "entscheidend für das Verständnis der miteinander verbundenen Krisen, denen sich unser Planet gegenübersieht. Seine Arbeit ebnet den Weg in die Zukunft, indem er führenden Persönlichkeiten zeigt, wie man komplexe Wissenschaft in klare, messbare Maßnahmen umwandelt." Rockström steht in einer Reihe mit US-Präsident Joe Biden, dem Schriftsteller Salman Rushdie und der EU-Kommissarin Margrethe Vestager auf der TIME-Liste, die heute bekannt gegeben wurde. Die Liste, die nun schon zum 20. Mal erscheint, ehrt die einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt in verschiedenen Bereichen und…
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Einnahmen aus CO2-Preis: Wie Milliarden für Klimaschutz und sozialen Ausgleich genutzt werden können
Aktuelle Diskussionen um Klimaschutzmaßnahmen kreisen um Instrumente wie Tempolimit und eFuels. Dabei gerät der CO2-Preis mit seinen Potenzialen für hohe Einnahmen und Verteilungsgerechtigkeit aus dem Blickfeld. Für die Zeit von 2021 bis 2030 können die Einkünfte aus dem nationalen und europäischen Emissionshandel für Deutschland bis zu 227 Milliarden Euro betragen, zeigen Berechnungen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne. Mit diesen Mitteln könnte über ein Klimageld die gesellschaftliche Akzeptanz für den CO2-Preis gestärkt, Kosten für einkommensschwache Haushalte abgefedert, Klimaschutzinvestitionen erhöht oder Einkommenssteuern gesenkt werden. Damit politische Entscheidungen über einen effektiven Einsatz der Finanzmittel getroffen werden können, werden die Konsequenzen auf Klimaschutz, Verwaltung und Wirtschaft in einem…
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E-Fuels wahrscheinlich noch lange knapp
Um die aktuelle Debatte um E-Fuels voranzubringen, haben Forschende vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Daten zum weltweiten Stand von E-Fuel-Projekten analysiert und diese in einem Analyse-Papier zusammengetragen. Dazu PIK-Forscher Falko Ueckerdt: "E-Fuels sind wahrscheinlich noch lange knapp. Selbst wenn der Markthochlauf so schnell passiert wie beim Wachstumschampion Solar-Photovoltaik, würde das globale Angebot in 2035 nicht einmal ausreichen um die unverzichtbaren deutschen Bedarfe für Luftverkehr, Schifffahrt und Chemie zu decken.” E-Fuels sind heute noch nicht kommerziell verfügbar. Bisher gibt es weltweit nur sehr wenige Demonstrationsanlagen. Bis 2035 sind derzeit etwa 60 neue E-Fuel-Projekte angekündigt, von denen nur etwa 1 Prozent mit einer finalen Investitionsentscheidung gesichert sind. Alle diese weltweiten Projekte entsprächen…
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Ariadne-Bürgergipfel: Wie die Klimapolitik durch den Lernprozess von Zivilgesellschaft und Wissenschaft profitieren kann
Die Transformation zu einem klimaneutralen Deutschland gelingt nur, wenn Entscheidungen wissenschaftlich fundiert getroffen und von der Gesellschaft mitgetragen werden. Deshalb sind seit dem Start des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne vor fast drei Jahren Menschen aus ganz Deutschland am Forschungsprozess zur Energiewende beteiligt. Fokus der Dialogformate zwischen Ariadne-Forschenden und zufällig ausgewählten Personen waren die Strom- und Verkehrswende, zu denen wissenschaftlich erarbeitete Lösungsoptionen diskutiert wurden. Auf dem Bürgergipfel am 23. März in Berlin werden die Ergebnisse des gemeinsamen Lernprozesses vorgestellt. Die konkrete Einbindung von Bürgersichten in die Forschung zu klimapolitischen Maßnahmen ist für die Politik ein wichtiger Baustein, um Entscheidungen zu treffen, die sowohl wissenschaftlich fundiert sind,…
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Klimabedrohungen gemeinsam anpacken: Münchner Sicherheitskonferenz und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kooperieren
Die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wollen gemeinsam gegen die Bedrohungen durch die globale Erwärmung vorgehen. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Öl hat im vergangenen Jahr Rekordwerte erreicht. Damit nehmen Wetter-Extreme und Risiken für Ernten zu, was schwelende Konflikte in armen Ländern anfachen und zur Destabilisierung von Gesellschaften beitragen kann. Um diese Risiken zu begrenzen, haben MSC und PIK als jeweils in ihren Gebieten führende Akteure jetzt eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. "Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist ein potenzieller Risikomultiplikator – die Begrenzung der Treibhausgasemissionen ist daher eine Sicherheitsthema", sagt Botschafter Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. "Wir freuen uns, dass…
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Globaler Kohleausstieg gelingt nur mit konsequenterer Politik – und mit China
Die derzeitige Klimapolitik, einschließlich Bemühungen wie die der “Powering Past Coal Alliance“, wird nicht zu einem globalen Kohleausstieg führen, wie eine neue Studie zeigt. Länder, die aus der Kohleverstromung aussteigen wollen, müssen ihre politische Strategie ausweiten, da sie sonst Gefahr laufen, das überschüssige Kohleangebot in andere Industriezweige im eigenen Land zu verlagern, etwa in die Stahlproduktion. China hat laut den Forschungsergebnissen die Chance, den Markt für erneuerbare Energien zu prägen, wenn es sofort mit dem Ausstieg aus der Kohle beginnt. Andernfalls könnte es den weltweiten Durchbruch der erneuerbaren Energien auf gefährliche Weise verzögern. "Es ist ein wirklich entscheidender Moment", sagt Stephen Bi vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität…
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Lokal lecker: Berlin könnte großen Teil seines Gemüses vor Ort produzieren
Berlin könnte einen überraschend großen Teil seines Gemüsebedarfs selbst produzieren, wenn hierfür nicht genutzte Flächen verwendet würden, etwa Flachdächer, Kleingärten, nicht mehr genutzte Friedhofsareale oder auch Supermarktparkplätze. Das haben jetzt Forschende errechnet. Potentiell stünden in Berlin bis zu 4.000 Hektar für den Gemüseanbau zur Verfügung; das wären fast 5 Prozent der Gesamtfläche der Stadt, so die Studie – allerdings ist die Nutzung dieser Fläche an viele Voraussetzungen gebunden, und die Hürden wären erheblich. „Bis zu 80 Prozent des Berliner Gemüsebedarfs könnten lokal gedeckt werden, falls all diese Flächen für urbanes Gärtnern genutzt würden“, erklärt Diego Rybski, Mitautor der Studie, die in der April-Ausgabe der Zeitschrift Sustainable Cities and Society erscheinen…
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Hitze des Amazonas treibt Temperaturen in Tibet: Klima-Kippelemente um den halben Erdball miteinander verbunden
Der Amazonas-Regenwald und die tibetische Hochebene liegen auf verschiedenen Seiten unserer Erde – und doch können Veränderungen im lateinamerikanischen Ökosystem laut einer neuen Studie Veränderungen in der Nähe des Himalaja auslösen. Bei beiden handelt es sich um Kippelemente, also um jene Teile der planetaren Maschinerie, die empfindlich auf die globale Erwärmung reagieren und an bestimmten Schwellenwerten abrupt und oft unumkehrbar von einem Zustand in einen anderen übergehen können. Ein internationales Team von Forschenden wendet die Theorie komplexer Netzwerke auf diese Elemente an und findet überraschende – und beunruhigende – weitreichende Verbindungen. "Abholzung, Straßenbau und Erwärmung belasten den Amazonas-Regenwald bereits heute und werden dies in Zukunft wahrscheinlich noch stärker tun. Während…