Bauen & Wohnen

Denkmal-Spezialist Grossmann kauft Eiermann-Bau in Offenburgs Norden

Der Kehler Architekt und Projektentwickler Jürgen Grossmann hat gemeinsam mit zwei Partnern das frühere Verwaltungsgebäude der Firma Müller Stahlbau erworben. Im Offenburger Norden soll das denkmalgeschützte Bürogebäude zunächst mit viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail saniert und dann für gewerbliche Flächen genutzt werden. Für Grossmann ist dieses Investment etwas Besonderes – denn der Architekt des Gebäudes, Egon Eiermann, war der bekannteste Professor an der Uni Karlsruhe, an der Grossmann später selbst Architektur studierte.

„Prof. Egon Eiermann war zu seiner Zeit einer der wichtigsten Architekten in der Region. Bis heute stehen seine Entwürfe für eine zeitlose Eleganz, die auch nach Jahrzehnten noch ihren Reiz hat“, sagt Grossmann, der bis heute ein Schreiben Eiermanns aufbewahrt, das dieser einst an Grossmanns Geburtstag im Jahr 1962 an die Stadt Baden-Baden schickte. Gerade in Offenburg hat Egon Eiermann in den 1950er- und 1960er-Jahren Spuren hinterlassen. Zunächst hat er in drei Bauabschnitten zwischen 1953 und 1960 das Verlagsgebäude von Burda Moden errichtet. Von 1958 bis 1961 plante und errichtete er das Verwaltungsgebäude von Müller Stahlbau für die Geschäftsführung und die Konstruktionsabteilung am Kreuzungsbereich der Englert- in die Okenstraße.

Das fünfgeschossige Gebäude mit rund 2.350 Quadratmetern Gewerbefläche, ausreichend Parkplätzen und in unmittelbarer Nähe zu Bahnhof und Innenstadt liegend ist (typisch für Eiermann) mit 28 auf 16 Metern um einen Kern herumgebaut, der Verkehrswege, den Aufzug und die Treppe enthält. Interessant und bedeutsam für das Gesamtwerk Eiermanns ist das Gebäude auch wegen seiner Umgänge, die so angeordnet sind, dass ein Wärmestau verhindert wird. Für den Verein Egon Eiermann Gesellschaft ist das Gebäude ein wichtiger Teil des Gesamtwerks. In seiner Beurteilung heißt es von Seiten des Vereins: „In der Zeit des Wiederaufbaus ging es (…) unter anderem um Sparsamkeit bei Material- und Zeitaufwand, um Flexibilität und Wandelbarkeit im Inneren der Gebäude, um Sauberkeit bei der Materialauswahl und um Detailgenauigkeit. Der Protz und das Repräsentationsbedürfnis (…), die sich Behörden und Firmen in früheren Jahrzehnten bauten, galten für Egon Eiermann nicht. Er griff vielmehr auf grazile Rastersysteme, mit Vorliebe aus Stahl, zurück. Er erreichte dadurch eine große Leichtigkeit und Transparenz. Diese Bauweise gab der Nachkriegsarchitektur wichtige Impulse, die auch heute noch wirken.“

Für die Grossmann Group ist dieser Eiermann-Bau das nächste wichtige Denkmalprojekt. Sein Händchen für derart sensible Projekte hat Grossmann unter anderem mit dem Umbau des Offenburger Gefängnisses, der Illenau in Achern, dem Schloss Rittersbach bei Bühl und dem Kloster Erlenbad bewiesen. „Mir wäre es am liebsten, wenn wir dieses Gebäude de facto in seinem Ursprungszustand erhalten. Natürlich mit moderner Technik – aber eben auch mit viel Respekt vor diesem Ort“, so Grossmann, der damit im Norden Offenburgs weiter an einem neuen Stadteingang arbeitet. Bereits seit einigen Jahren ist Grossmann im Besitz von rund 20.000 Quadratmetern Grundstücks- und Gewerbeflächen am Güterbahnhofsareal in direkter Nachbarschaft. Grossmann: „Wir werden hier etwas Tolles entstehen lassen. Schon jetzt gibt es Interessenten für einige der Flächen, obwohl wir nicht einmal absehen können, wann wir mit dem Umbau fertig sind.“

Zum Kaufpreis der Immobilie und zu den erwarteten Sanierungskosten machte Grossmann keine Angaben.

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