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Credendo beobachtet Zurückhaltung ausländischer Investoren in Myanmar

Die Ölkonzerne TotalEnergies und Chevron haben angekündigt, sich aus dem Offshore-Gasprojekt Yadana vor Myanmar zurückzuziehen. Die Gründe sieht der Kreditversicherer Credendo in einer Verschlechterung der Rechtsstaatlichkeit in dem asiatischen Land, im hohen Druck von Menschenrechtsaktivisten und dem zunehmenden Risiko westlicher Sanktionen gegen von der Junta kontrollierte Unternehmen.

Insgesamt wächst der Druck auf in Myanmar tätige Unternehmen. Seit den großen Protesten und breitem zivilen Ungehorsam nach dem Militärputsch vor etwa einem Jahr haben viele ausländische Investoren ihre Aktivitäten, insbesondere in der Bekleidungsbranche, nach und nach zurückgefahren oder sich komolett aus dem Land verabschiedet. Als Beispiele nennt Credendo den norwegischen Telekommunikationsgiganten Telenor oder die französische EDF. Im Ausstieg der beiden Ölkonzerne aus dem Gasprojekt sieht der Kreditversicherer einen wichtigen symbolischen und finanziellen Schritt. Erstens zeige der entschädigungslose Ausstieg von TotalEnergies, immerhin seit 1992 im Land aktiv, wie ernst die politische Situation ist und wie düster die Aussicht auf baldige Verbesserung. Zweitens sei es ein Signal dafür, dass angesichts steigender Reputations- und Sanktionsrisiken weitere ausländische Investoren (z. B. der japanische Bierkonzern Kirin) das Land verlassen könnten. Credendo erwartet, dass die Entscheidung die Militärjunta hart trifft, da die Gaseinnahmen wertvolle Devisen bringen. Auch wenn die Anteile von TotalEnergies und Chevron von verbleibenden Joint-Venture-Partnern, nämlich der von der Junta kontrollierten Myanma Oil and Gas Enterprise (MOGE) und Thai PTT Exploration and Production (PTTEP) übernommen werden können, dürfte externer Druck auf noch im Land tätige ausländische Investoren weiter wachsen und zu einer Verknappung der Devisenreserven des Landes führen. Credendo sieht die Möglichkeit, dass sich US- und EU-Sanktionen, die auf Unternehmen im Besitz der Junta zielen, bald auch auf MOGE erstrecken könnten. Die Junta hat reagiert und sich bereit erklärt, ihren bilateralen Handel mit China ab diesem Jahr in Renminbi abzuwickeln mit dem Ziel, Handel und Investitionen mit dem großen asiatischen Partner auszuweiten.

Unterdessen hat die Armee ihre Angriffe auf ethnische Rebellengrußßen in den Grenzgebieten und auf die Volksverteidigungskräfte (bestehend aus zivilen Unterstützern) der Regierung der Nationalen Union (NUG) intensiviert. Credendo befürchtet, dass sich der verschärfende Konflikt, der zu Tausenden von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen im Ausland (Indien und Thailand) führt, zu einem Bürgerkrieg ausweitet, wenn es der Junta nicht gelingt, das Land zu stabilisieren. Einer externen Vermittlung räumt der Kreditversicherer wenig Chancen ein, da beide Seiten an ihren Positionen festhalten und ausländische Einflussnahme zu weiterer Spaltung führen kann. Dies wurde Anfang Januar deutlich, als der kambodschanische Premierminister und ASEAN-Vorsitzende für 2022 Hun Sen dem Junta-Führer den ersten ausländischen Besuch seit dem Putsch abstattete. Einige ASEAN-Mitglieder kritisierten, dass er sich nicht auch mit NUG-Vertretern getroffen hat. Die derzeitige vierjährige Haftstrafe der nationalen Ikone Aung San Suu Kyi, die sich bald noch verschärfen könnte, zielt nach Ansicht von Credendo darauf ab, sie bei möglichen künftigen Wahlen als Rivalin der Junta zu beseitigen. Die Wirtschaft, die im vergangenen Geschäftsjahr bis September 2021 um 18 % eingebrochen war, könnte weiter schrumpfen. Als Gründe für diese Annahme nennt der Kreditversicherer die politische Krise, die Pandemie (verschärft durch geringe Impfstoffimporte und Ärztemangel), sinkende Exporteinnahmen, Kapitalflucht, behinderte Produktionstätigkeit, schwachen Konsum, sinkenden Kyat-Wert (die Währung hat seit dem Staatsstreich mehr als 30 % verloren) und steigenden Inflationsdruck von fast 7 %.

In diesem unsicheren und beängstigenden politischen und wirtschaftlichen Kontext belässt Credendo das mittel- bis langfristige politische Risikorating in der zweitniedrigsten Kategorie 6/7 mit negativem Ausblick. Dasselbe gilt für das kurzfristige politische Risikorating, da die Deviseneinnahmequellen weiterhin unter Abwärtsdruck stehen. 

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