Energie- / Umwelttechnik

NABU: Einsatz von CCUS braucht engen Rahmen

Ohne eine entschiedene Reduktion von CO2 in unserer gesamten Produktion und Lebensweise kann der Klimawandel nicht gestoppt werden. Die Defossilisierung der Industrie hat allerdings gerade erst begonnen. Neben technischen Herausforderungen, die es zu lösen gilt, bremst diesen Prozess eine weitere gravierende Hürde: Grüner Strom ist knapp und in der Übergangsphase wird die Industrie voraussichtlich noch einige Jahre lang mehr CO2 emittieren, als dem Klima zuträglich ist.

Carbon Capture and Utilization (CCU) und Carbon Capture and Storage (CCS) versprechen schnelle Lösungen, um CO2 aus fossilen Prozessen abzutrennen und nicht in die Atmosphäre entweichen zu lassen. Wenn mit CCU jedoch Kraftstoffe hergestellt und gleich wieder verbrannt werden, dann ist im Grunde nichts gewonnen. Letztendlich schiebt CCU die Emissionen aus fossilen Energien in die Atmosphäre nur auf. Die Abscheidung von Kohlenstoff (Carbon Capture) erfordert in der gesamten Prozesskette viel (grüne) Energie. Auch für den Transport auf der Straße, durch die Bahn oder über Schiffe muss Energie aufgewendet werden. Daher ist die Energiebilanz von CCUS-Technologien sehr kritisch zu bewerten. Nur mit verbindlichen Reduktionspfaden für fossiles CO2 aus der Industrie lassen sich wesentliche positive Effekte für das Klima erzielen.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger stellt fest: „CCU muss mit grünem Strom und innerhalb einer langlebigen Kreislaufwirtschaft betrieben werden, damit es wenigstens die heutigen CO2-Emissionen mindern kann. Durch den Ausbau der CCS-Infrastruktur in der Nordsee droht eine zusätzliche Belastung der schon heute stark übernutzten Ökosysteme durch den erhöhten Schiffsverkehr und die Anlagen für Verpressung und Monitoring. Deshalb muss der Einsatz kritisch begleitet und zusätzliche Belastungen kompensiert werden.“

Damit der Einsatz von CCS zu keinem Lock-In-Effekt zugunsten fossiler Infrastrukturen führt, muss der Staat klare Transformationsziele vorgeben und über Regulierungen sicherstellen. Um sowohl Mengengerüste des förderfähigen CCS festzulegen als auch das Monitoring und Risikomanagement sachgerecht zu begleiten, sollte ein transdisziplinärer Beirat eingerichtet werden. Krüger: „Ein sozial robuster Einsatz von CCS muss durch einen Klima-Tisch in einem transdisziplinären Prozess unter Beteiligung von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und organisierter Zivilgesellschaft gestaltet und von einer partizipativen Technikfolgenabschätzung begleitet werden.“

Besonders wichtig ist die strenge Reglementierung von BECCS (BioEnergy Carbon Capture and Storage). Biomasse ist per se nicht CO2 neutral. Der Einsatz von BECCS muss mit den Anforderungen an einen naturverträglichen Biomasseanbau übereinstimmen und darf nicht mit einem erhöhten Druck auf Holzeinschlag oder industrieller Landnutzung einhergehen.

Es bleibt festzuhalten, dass CO2-Abscheidung und Speicherung den Energieverbrauch um bis zu 40 Prozent erhöht. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist immer günstiger, weswegen der naturverträgliche Ausbau der EE vorangetrieben werden muss.

Den NABU-Standpunkt und eine Studie des Öko-Institut im Auftrag des NABU „Wie ökologisch und sozial verträglich sind CCS, BECCS und CCU Technologien?“ finden Sie hier: https://www.nabu.de/ccus

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