Kunst & Kultur

Kaffee eroberte einst Gärten und Schlösser – Kaffeebäume, Anekdoten und Porzellane zum Tag des beliebten Heißgetränks

Jedes Jahr am 1. Oktober wird der „Tag des Kaffees“ begangen. Der schwarze Muntermacher ist heute fast allgegenwärtig. Vor rund 300 Jahren war Kaffee ein Luxusgut, das sich nur der Adel leisten konnte. Kurzweilige Anekdoten, Kaffeebäume für den Hof oder exquisite Porzellanservice – die Spuren des exotischen Modegetränks sind in den Schlössern und Gärten des Landes zu finden.

Kaffee ist kaum wegzudenken

Es gibt ihn gekühlt mit Eiswürfeln, verfeinert mit Sirup, mit Milch oder einfach nur schwarz: Kaffee ist für viele Menschen ein fester Bestandteil im Tagesablauf. Das Getränk aus gerösteten Bohnen ist am frühen Morgen, beim Arbeiten oder auch bei einer gemütlichen Runde am Nachmittag kaum wegzudenken. Der Deutsche Kaffeeverband rief 2006 den „Tag des Kaffees“ ins Leben. Rund um den Aktionstag am 1. Oktober wird das belebende Getränk gefeiert, das im 17. Jahrhundert seinen Siegeszug in Europa begann. Der pfälzische Kurfürst Carl Theodor, Herzog Carl Eugen von Württemberg und auch der badische Hof schätzten das Getränk. „Kaffee und Kaffeegenuss waren zunächst Statussymbole des europäischen Adels. In den Schlossgärten wurde die Pflanze kultiviert und im prunkvollen Schloss der fertige Kaffee serviert“, erklärt Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Und ergänzt: „In den Monumenten der Staatlichen Schlösser und Gärten findet sich so manche Spur des Aufgussgetränks.“

Kaffeegenuss in Karlsruhe und Schwetzingen

Im historischen Gewächshaus des Botanischen Gartens Karlsruhe gedeiht ein Kaffeestrauch, dessen Früchte 2019 zum ersten Mal geerntet werden konnten. Damit nahmen die Staatlichen Schlösser und Gärten eine Tradition wieder auf und machten Geschichte lebendig: Denn in den Schlossgärten wurden einst auch exotische Nutzpflanzen für die Küche des Hofs angepflanzt. Nicht nur im Baden des 19. Jahrhunderts schätzte man den Kaffee, auch im kurpfälzischen Schwetzingen kultivierte man die Pflanze. Die Kaffeebäume des Schlossgartens deckten im 18. Jahrhundert sogar den gesamten Bedarf des Hofs. Der Kaffeegenuss verband die Kurpfalz nicht nur mit Baden, sondern auch mit Württemberg – denn Herzog Carl Eugen und Kurfürst Carl Theodor tranken einst gemeinsam einen Kaffee.

Kaffee auf der Solitude, Feines Porzellan in Rastatt

Im Juni 1770 besuchte Kurfürst Carl Theodor inkognito, unter anderem Namen, Schloss Solitude. Das spektakuläre neue Schlossprojekt von Herzog Carl Eugen in der Nähe der Stadt Stuttgart wollte er unerkannt kennenlernen. Denn die Ausstattung war kostbar, die Anlage außergewöhnlich und von riesigen Gärten umgeben – das erregte die Aufmerksamkeit des Herrschers. Doch der Plan missglückte: Herzog Carl Eugen war zwar auf Sommerreise, begab sich an diesem Tag jedoch spontan auf sein Schloss. Er bekam sogar Wind vom Vorhaben des Kurfürsten und spielte das Spiel mit. Ein Aufseher führte den pfälzischen Herrscher ohne jede besondere Aufwartung durch Schloss Solitude. Erst nach der Führung gab sich Carl Theodor zu erkennen – und der Herzog lud ihn zu einem Kaffee ein. Kaffeegenuss schätzte man auch in Rastatt. Die Sammlung der Markgräfin Sibylla Augusta in Schloss Favorite Rastatt umfasst zwei besonders fein bemalte Kaffee- und Teeservice, die aus der Frühzeit der berühmten Meißener Porzellanmanufaktur stammen.

Der Weg der Bohne

Kaffee ist in Europa nicht heimisch. Der Weg der Pflanze führte zunächst aus Äthiopien in den arabischen Raum. Im Jemen wurde sie wohl erstmals kultiviert. Das Heißgetränk Kaffee erfand man dort vermutlich im 15. Jahrhundert. Bald eroberte der Kaffee die großen Zentren wie Kairo, Damaskus und Konstantinopel. Der Weg nach West- und Mitteleuropa benötigte noch etwas Zeit. Im 17. Jahrhundert importierte man Kaffee aus Jemen nach Europa – jedoch in sehr kleinen Mengen von wenigen Pfund. Im Adel fand das Getränk Anklang. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts importierte die Niederlande Millionen Pfund aus ihren Kolonien. In den europäischen Metropolen entstanden schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die ersten Kaffeehäuser. Dadurch verbreitete sich das Getränk bald im Bürgertum. Allmählich etablierte sich in der Ober- und Mittelschicht der Kaffeegenuss am Morgen oder die Kaffeepause am Nachmittag.

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KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, bewahren, entwickeln und vermarkten 63 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, UNESCO-Welterbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.

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