Kunst & Kultur

Till Eulenspiegel in Bremen

Obwohl die Bremer Stadtmusikanten nie in Bremen waren, mehren sie den Ruf der Stadt bis heute weltweit. Weniger bekannt ist, dass Till Eulenspiegel vier seiner Streiche in Bremen aufführte. In keiner anderen Stadt hielt sich der Narr so oft auf wie in Bremen, nirgendwo sonst war er so beliebt. Zeit also, sich einmal intensiv mit Till Eulenspiegel und seiner Beziehung zu Bremen zu beschäftigen. Immerhin ziert sein Haupt die Fassade des Neuen Rathauses.

Dr. Bora Akşen, Kurator am Focke-Museum, und der Kulturwissenschaftler Prof. em. Dr. Rainer Stollmann haben für die Innenstadtgalerie des Bremer Landesmuseums in der Lloydpassage eine Ausstellung konzipiert, die dem Wesen Eulenspiegels auf den Grund geht. Studierende der Universität Bremen generierten für die Ausstellung digitale Inhalte. „Till Eulenspiegel in Bremen“ zeigt, dass sich hinter den derben Späßen des spätmittelalterlichen Punks eine ernsthafte Gesellschaftsanalyse verbirgt, die die Risiken der neuen Geldwirtschaft im Bruch zwischen Mittelalter und Neuzeit thematisiert und die Opfer klar benennt.

Denn in dem um 1510 erschienenen Volksbuch rebelliert Eulenspiegel gegen die herrschenden Klassen und lässt sich von ihnen nichts sagen. Dabei legt er ihre Schwächen und ihre Doppelmoral offen, was ihn sowohl bei den einfachen Leuten als auch bei den unterdrückten Bauern beliebt macht: Er ist eine Art Working-Class-Hero. In Bremen ist er trotzdem auch beim Erzbischof und dem Bürgertum beliebt, was für die Toleranz und Offenheit der Stadt spricht. Hier entwickelt er sich zu einem begüterten, geschätzten Mitglied der Gesellschaft. Was den Stadtmusikanten verwehrt bleibt, gelingt dem Raufbold.

In der Ausstellung gibt es beileibe nicht nur Texte zu lesen, sondern auch vieles zu sehen. Studio Babelsberg hat eigens für die Ausstellung vier geschnitzte Holztafeln angefertigt, die Eulenspiegel-Streiche zeigen. Keramikobjekte der bremischen Landesarchäologie verweisen auf den Streich, in dem Eulenspiegel eine Marktfrau dazu bringt, ihre Töpfe kaputt zu schlagen. Von Haus Seefahrt ist ein Gedeck der Schaffermahlzeit zu sehen, schließlich hat Eulenspiegel in Bremen an einem Brudermahl teilgenommen. Und das Till-Eulenspiegel-Museum Schöppenstedt bereichert die Sonderschau mit einer Skulptur des Narren.

Erstmals nutzte das Focke-Museum KI, um Illustrationen herzustellen. So ist Eulenspiegel beim Stand-up-Paddling zu sehen, auf dem Werdersee, den es zu seiner Zeit noch gar nicht gab. Und vor dem Rathaus steht keineswegs – wie immer behauptet – der Roland, nein, es ist Eulenspiegel selbst. Der Einsatz von KI in dieser Ausstellung soll die Reflexion darüber anregen, welche Potenziale und Gefahren Künstlicher Intelligenz in Ausstellungskontexten innewohnen. Eulenspiegel, der es mit der Wahrheit selbst nicht so genau nahm, bietet sich als Versuchsobjekt geradezu an.

Publikation

Zur Ausstellung geben die Kuratoren für das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte einen Band heraus, der Texte von Alexander Kluge, Rainer Stollmann, Erich Kästner und anderen enthält. Sie beschäftigen sich mit der Funktion des Lachens, mit Eulenspiegel und seinen Bremen-Bezügen. Das Buch kostet 12,99 Euro und ist in der Innenstadtgalerie und im Focke-Museum erhältlich.

Ausstellungsdauer

2. September bis 16. Dezember 2023, montags bis sonnabends 11 bis 18 Uhr. Eintritt frei.

Vortrag

Am Freitag, 8. September 2023, hält Prof. em. Dr. Rainer Stollmann um 19 Uhr im Haus der Wissenschaft, Sandstraße, den Vortrag „Auf dem Hochseil zwischen Feudalismus und Kapitalismus: Till Eulenspiegel in Bremen“.   

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