Finanzen / Bilanzen

Nur wenige Anleger folgen den Sternen

Ratings, Sterne und Siegel, die es für Finanzprodukte in großer Zahl und Vielfalt gibt, haben auf Ent-scheidungen privater Anleger einen weit geringeren Einfluss, als vielfach erhofft. Hinzu kommen aus-gesprochen geringe Kenntnisse zu diesen Qualitätseinstufungen, auch wegen der schieren Menge der unterschiedlichen Klassifizierungen. Das trifft sowohl auf allgemeine Finanzratings zu, die Faktoren wie Bonität, Finanzstärke und Bilanzqualität beurteilen, als auch auf Siegel für die Nachhaltigkeit von Kapi-talanlagen. Diese zusammenfassenden Schlussfolgerungen lassen sich aus der jüngsten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) mit dem Titel „Folgen Anleger den Sternen?“ ableiten.

Ratings spielen keine große Rolle

Grundlage für die Studie war eine repräsentative Befragung von 2.000 Personen im Alter ab 18 Jahren, mit der die Rolle von Ratings, Siegeln und Awards bei Finanzentscheidungen erfragt wurde. Danach hat bei 63 Prozent der Befragten, die schon einmal eine Kapitalanlage vorgenommen haben, ein Ra-ting oder eine andere Qualitätseinstufung keinerlei Rolle gespielt. Lediglich ein Viertel gab an, dass ein Rating Einfluss auf die jeweilige Entscheidung hatte. Der Rest wusste es schlicht nicht oder machte keine Angaben dazu.

Ein wenig Hoffnung besteht allerdings, dass sich der Einfluss von Siegeln oder Ratings im Laufe der Zeit bessern könnte. So ist der Anteil derer, die sich von Ratings leiten lassen, in den jüngeren Altersgrup-pen deutlich größer, nimmt mit dem Alter dann aber sehr schnell ab. Erfahrungsgemäß ergeben sich im Laufe der Erwerbsbiografie größere Spielräume für Finanzentscheidungen, so dass die heute Jünge-ren ihre Einstellung auch für spätere Kapitalanlagen „mitnehmen“ könnten. 

Allerdings darf die Wirksamkeit von Ratings und ähnlichen Klassifizierungen nicht überschätzt werden. So ist die zahlenmäßig kleine Gruppe der Befragten, die angibt, dass ein Rating die letzte Entscheidung für eine Investition beeinflusst hat, bei der Relevanz dieses Kriteriums zwiegespalten. Unter den Jünge-ren, die häufiger auf Ratings schauen, gibt es eine Mehrheit, die ihre Entscheidung auch ohne Kenntnis des Ratings so getroffen hätte. Mit anderen Worten: Es hätte dieses Qualitätsmerkmals gar nicht be-durft. Erst mit steigendem Alter bindet die kleine Gruppe von Investoren, die sich an Einstufungen Dritter orientiert, ihre Entscheidung auch stärker daran.

Lohnen die Kosten für externe Bewertungen?

Gemessen an den verschiedenen Kriterien, die privaten Investoren bei der Auswahl von Anlageproduk-ten wichtig sind, spielen Ratingbewertungen zudem nur eine untergeordnete Rolle. Ganz vorn steht die Sicherheit der Kapitalanlage (56 Prozent), danach folgt die Renditechance (33 Prozent). Dahinter folgen Bekanntheit des Anbieters und seine Markenstärke (22 Prozent / 16 Prozent). Nur 13 Prozent nannten ein Rating, ein Qualitätssiegel oder eine entsprechende Bewertung durch Dritte ein wichtiges Auswahlkriterium. „Das wirft die Frage auf, ob es sich tatsächlich lohnt, Geld für externe Bewertungen auszugeben, wenn diese ohnehin nur von einem ziemlich kleinen Teil der potenziellen Kundschaft in Betracht gezogen werden“, gibt Studienautorin Sylvia Kreyßel-Minar zu bedenken. Lediglich der Blick auf die Einkommensstruktur relativiert ihren Einwand etwas. Befragte mit einem monatlichen Ein-kommen von mehr als 4.000 Euro schauen stärker auf die Rating-Bewertung. 24 Prozent dieser Grup-pe sehen darin ein generelles Kriterium.

Unkenntnis weit verbreitet

Die geringe Beachtung von Ratings, Sternen und Siegeln fußt auch auf ihrem geringen Bekanntheits-grad. 37 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten kannten keine einzige der zur Auswahl gestell-ten Ratingagenturen. Je älter, desto weiter ist die Unkenntnis verbreitet. Unter den Jüngsten waren es 20 Prozent, die mit keinem Namen in der gestützten Befragung etwas anfangen konnten, unter den Ältesten 52 Prozent.

Bei den Siegeln für nachhaltige Kapitalanlagen, die mit der Studie gesondert untersucht wurden, herrscht noch ein geringerer Bekanntheitsgrad. Obwohl Nachhaltigkeit ein seit etlichen Jahren in der Öffentlichkeit stark diskutiertes Thema ist. Mit 54 Prozent kannte die absolute Mehrheit keines der aufgelisteten Nachhaltigkeitslabel für Finanzprodukte. Ausnahmslos kommen alle Label nur auf einen einstelligen Bekanntheitswert. Das Siegel der ECOreporter GmbH, die es immerhin schon seit über 20 Jahren gibt, war gerade einmal fünf Prozent ein gängiger Begriff. Nicht viel besser beim FNG-Siegel, das für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz verlie-hen wird: Damit wussten gerade vier Prozent etwas anzufangen.

Jüngere achten öfter auf Nachhaltigkeit

Die geringe Kenntnis der Klassifizierungen zur Nachhaltigkeit führt zwangsläufig auch zu einer gerin-gen Relevanz bei den Anlageentscheidungen. Lediglich ein Fünftel der Befragten gab an, dass die letzte Investition ein Nachhaltigkeitslabel besaß. Auch hier sind es vor allem die Jüngeren, die auf eine solche Einstufung bei ihrer Auswahl achteten. Unter den 18- bis 29-Jährigen gaben immerhin 42 Prozent an, dass ihre jüngste Kapitalanlage eine Beurteilung durch Dritte aufwies. Das am häufigsten genannte Label, das bei einer Anlageentscheidung den Ausschlag gab, ist ausgerechnet ein Auslaufmodell: das EUROSIF-Label. Es soll Ende dieses Jahres aus der Welt der Siegel verschwinden und durch das EU-Ecolabel ersetzt werden, das allerdings schon länger geplant ist, aber immer wieder wegen Uneinigkeit aufgeschoben wurde.

„Das Ziel der EU, Invest-Entscheidungen mit einem einheitlichen Qualitätssiegel, dem Ecolabel, zu vereinfachen, ist absolut zweckdienlich, wie die jüngste DIA-Studie belegt. Ob es Erfolg hat, wird aber auch davon abhängen, ob eine Bereinigung im Markt stattfindet. Selbst aufgeklärten Anlegern, die Nachhaltigkeit zu einem harten Auswahlkriterium machen, fällt es derzeit schwer, sich in dem Dickicht der Siegel, ESG-Ratings und Umweltzeichen zurechtzufinden“, resümiert Sylvia Kreyßel-Minar.

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