IHK-Saisonumfrage: Saarländische Tourismusbranche verharrt im Stimmungstief
Während in der Hotellerie erstmals seit vielen Jahren der Pessimismus wieder leicht überwiegt, hat sich die ohnehin schon kritische Stimmung in der Gastronomie nochmals verschlechtert. Auch bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage zeigt sich ein differenziertes Bild: Die Hotels bewerten ihre Lage noch mehrheitlich positiv – wenn auch mit abnehmender Tendenz. In der Gastronomie überwiegen dagegen klar die negativen Einschätzungen.
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé warnt: „Der anhaltende Kostendruck und die rückläufigen Umsätze setzen viele Betriebe unter massiven wirtschaftlichen Druck. Zusätzliche finanzielle Belastungen sind in dieser Situation nicht verkraftbar.“ Dabei sei die bloße Statistik oft trügerisch: „Die positive Entwicklung der Übernachtungszahlen im Saarland sagt wenig über die tatsächliche Rentabilität der Unternehmen aus. Geringe Auslastung, ein verschärfter Preiswettbewerb und steigende Energie-, Rohstoff- und Personalkosten bringen viele Betriebe an die Belastungsgrenze. Besonders in der Gastronomie sind die finanziellen Reserven weitgehend aufgebraucht. Viele Betriebe haben ernsthafte Liquiditätsengpässe und es drohen weitere Betriebsschließungen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der dringend benötigte Umsatzpotenziale ungenutzt lässt“, sagt Thomé.
Energie, Rohstoffe und Arbeitskosten bleiben zentrale Herausforderungen
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate sehen die Betriebe ihre größte Herausforderung weiterhin in der Bewältigung der hohen Energie-, Rohstoff- und Arbeitskosten. 85 Prozent der Unternehmen geben dies als zentrales Problem an – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Auf Platz drei folgt der Fachkräftemangel, der für rund zwei Drittel der Betriebe ein weiterhin gravierendes Problem darstellt. Zudem nehmen auch die Sorgen über die allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu: 65 Prozent der Unternehmen sehen hierin inzwischen ein erhebliches Risiko für ihre Geschäftsentwicklung.
„Jetzt ist die Politik gefordert – auf Landes- wie auf Bundesebene. Der angekündigte Prozess der Entbürokratisierung darf nicht bloß ein Lippenbekenntnis bleiben. Was unsere Betriebe jetzt brauchen, sind spürbare Erleichterungen im Arbeitsalltag: weniger Bürokratie, schnellere Verfahren, einfachere Vorgaben. Viele Unternehmen stehen wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Wer unter diesen Bedingungen über Investitionen in Digitalisierung, Qualitätssteigerung oder Personalbindung sprechen will, muss zuerst dafür sorgen, dass die Betriebe wieder Luft zum Atmen bekommen. Die Zeit drängt – die Betriebe warten nicht“, so Thomé.
Wie groß der wirtschaftliche Druck mittlerweile ist, zeigt sich auch bei der Preisentwicklung: Viele Betriebe sehen sich gezwungen, Übernachtungs- und Verzehrpreise erneut anzupassen – mit der Folge, dass weitere Konsumenten abgeschreckt werden könnten.
Potenzial der Digitalisierung vielfach noch ungenutzt
Qualitätsverbesserung, Flexibilisierung der Arbeitsprozesse und Kostenersparnis – das sind die drei Hauptmotive für die Umsetzung digitaler Lösungen in der saarländischen Tourismuswirtschaft. Gerade bei der Einführung digital unterstützter Arbeitszeitmodelle sehen viele Betriebe großes Potenzial, um dringend benötigte Fachkräfte mit attraktiveren Arbeitsbedingungen zu gewinnen. Doch im Alltag fehlt vielfach schlicht die Zeit, diese Prozesse überhaupt anzugehen. Laut Umfrage ist fehlende Zeit mit Abstand das größte Hemmnis bei der Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben. An zweiter Stelle folgt die Sorge vor der Komplexität entsprechender Technologien, gefolgt von fehlenden finanziellen Mitteln.
Verhalten fällt bislang auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) aus: Nur rund jeder fünfte Betrieb nutzt aktuell KI-basierte Anwendungen zur Optimierung von Arbeitsprozessen. Über zwei Drittel der Unternehmen haben sich mit dem Thema bislang noch nicht beschäftigt.
Hintergrund zur Umfrage
Die Saisonumfrage Tourismus der IHK Saarland erscheint in der Regel zweimal jährlich. Sie ergänzt die allgemeine Konjunkturumfrage um branchenspezifische Fragestellungen für die Tourismuswirtschaft. Befragt werden Unternehmen aus dem Gastgewerbe – also aus der Beherbergung sowie der Gastronomie.
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