Kunst & Kultur

Tief im Gedächtnis der Stadt: Pershing- Unglück 1985 auf Heilbronner Waldheide ist Thema eines Dokumentartheaterstücks

Premiere A am 31. Mai 2025, 20 Uhr, BOXX des Theaters Heilbronn
Premiere B am 03. Juni 2025, 20 Uhr BOXX des Theaters Heilbronn
»Persing« (UA)
Eine Recherche-Projekt zum 40. Jahrestag des Pershing-Unglücks auf der Heilbronner Waldheide
Von dura & kroesinger
In Kooperation mit der »Geschichtswerkstatt Waldheide« des Heilbronner Stadtarchivs

Regie, Konzept: Regine Dura & Hans-Werner Kroesinger
Text: Regine Dura
Ausstattung: Jessica Rockstroh
Musik: Jona Marc Anton Wehner
Licht: Johannes Buchholz
Dramaturgie: Dr. Mirjam Meuser

Mit:
Pablo Guaneme Pinilla
Lisanne Hirzel
Gabriel Kemmether
Juliane Schwabe
Sven Marcel Voss

Tief im Gedächtnis der Stadt: Pershing- Unglück 1985 auf Heilbronner Waldheide ist Thema eines Dokumentartheaterstücks

Uraufführung des Recheprojekts »Pershing« von dura & kroesinger am 31. Mai in der BOXX

Aus Anlass des 40. Jahrestages des Pershing-Unglücks auf der Heilbronner Waldheide erarbeitet das Team dura & kroesinger ein Theaterstück, das am 31. Mai 2025 Premiere in der BOXX des Theaters Heilbronn haben wird. Das Rechercheprojekt »Pershing« untersucht nicht nur den Vorfall selbst, sondern es befragt auch die Vorgeschichte und die Auswirkungen dieses einschneidenden Ereignisses der Heilbronner Stadtgeschichte. So entsteht ein Theaterstück spezifisch für die Stadt Heilbronn, das die lokalen Verhältnisse mit der bundesdeutschen Wirklichkeit damals wie heute in Beziehung setzt. Vor dem Hintergrund der geplanten neuen Stationierungen von US-Mittelstreckenraketen ab 2026 in Deutschland gewinnt dieses Thema derzeit eine neue Brisanz.

Historischer Hintergrund

Am 11. Januar 1985 entging Heilbronn nur knapp einer Katastrophe, als sich am 11. Januar 1985 bei Montagearbeiten auf der US-Raketenbasis auf der nahegelegenen Heilbronner Waldheide der erste Stufenmotor einer Pershing-II-Rakete entzündete und ausbrannte. Durch die Wärmestrahlung des rund 3000 Grad Celsius heißen Brandherdes starben zwei Soldaten sofort, einer erlag seinen Verletzungen auf dem Weg ins Krankenhaus. 16 weitere Soldaten wurden mit zum Teil schweren Verletzungen in umliegende Krankenhäuser eingeliefert.

Heilbronn wurde damit für eine Zeit zum Mittelpunkt der westdeutschen Friedensbewegung. Knapp zwei Wochen nach dem Unglück beschloss der Heilbronner Gemeinderat einstimmig die Auflösung der Militärbasis. Zehntausende Menschen demonstrierten am 2. Februar 1985 mit einem Marsch von Heilbronn zur Waldheide gegen die Raketenstationierung. Ab dem 8. Februar 1985 begann eine unbefristete Blockade der Zufahrten zur Militärbasis. Auch der landesweite Ostermarsch fand in Heilbronn statt und 30.000 Menschen umzingelten Anfang April das Raketengelände. Vehement protestierte die Heilbronner Bürgerschaft mit überregionalen Friedensaktivisten gegen die Auswirkungen des NATO-Doppelbeschlusses von 1979, in dessen Ergebnis die nuklearen Mittelstreckenwaffen in Süddeutschland stationiert wurden. Die Bevölkerung wurde aus Gründen der militärischen Geheimhaltung nicht darüber informiert. Die Proteste endeten erst 1987 mit der Unterzeichnung des INF-Vertrages durch Ronald Reagan für die USA und Michail Gorbatschow für die Sowjetunion. Er sah die Abschaffung aller landgestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern auf beiden Seiten vor. Mit der Ratifizierung des Vertrages wurden ab September 1988 die Pershing-Raketen von der Waldheide abgezogen.

30 Jahre lang hatte der INF-Vertrag Bestand. Er galt als Meilenstein der Abrüstung und als Sicherheitsgarantie. 2019 wurde er von den USA und wenig später von Russland aufgekündigt, begleitet von gegenseitigen Schuldzuweisungen, die Vertragsregeln unterlaufen zu haben.

Profilierteste Vertreter des Dokumentartheaters in Deutschland

Regine Dura und Hans Werner Kroesinger sind die beiden profiliertesten Vertreter des Dokumentartheaters in Deutschland. Die Theaterstücke, die sie aus ihren Recherchen entwickeln, ergeben immer ein vielschichtiges Bild, ein Kaleidoskop aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Die Idee zu diesem Theaterprojekt hatte Heilbronns Chefdramaturgin Dr. Mirjam Meuser, die auch schon 2021 für »Verschlusssache« mit dura & kroesinger zusammengearbeitet hat – ein überregional stark beachtete Dokumentartheaterstück über den Mord an der Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter und die Verbindungen zwischen dem NSU und der rechten Szene in Baden-Württemberg.

Theaterstück entsteht aus Originaldokumenten und Erinnerungen

Wie kam es zur Stationierung der Pershing-II-Raketen in Heilbronn im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses? Was wusste die Stadtpolitik darüber, und warum wurde die Bevölkerung nicht über den Raketenstandort informiert? Welche Bedeutung hatten die Raketenstationierung und das Waldheide-Unglück für Heilbronn? Und welche Spuren haben der Unfall und seine Folgen in der Heilbronner Zivilgesellschaft hinterlassen?

Für ihre Recherchen verbrachten Regine Dura und Hans Werner Kroesinger unzählige Stunden im Heilbronner Stadtarchiv, das mit seiner »Geschichtswerkstatt Waldheide« der engste Partner für das Rechercheprojekt ist. Außerdem interviewten sie viele Zeitzeugen, die mit ihnen ihre privaten Archive und Erinnerungen teilen. Darunter sind mutige Frauen und Männer aus den vielen unterschiedlichen Initiativen der Friedensbewegung, die damals zum Teil ihre persönliche Sicherheit und ihre berufliche Karriere riskierten. Auch Feuerwehrmänner, die als erste am Unglücksort waren, Kommunalpolitiker, Fotografen und Journalisten wurden von ihnen interviewt. Sie waren bei den Gedenkveranstaltungen am 11. Januar 2025 zugegen. An dem Tag erinnerten sich zusammen mit rund 200 Bürgerinnen und Bürgern der Stadt am Ort des Geschehens an den Unfall. Und sie besuchten die Gedenkveranstaltung der amerikanischen Armeeveteranen, die ihrer damals gestorbenen Kameraden gedachten. Zum Zeitpunkt ihres Todes waren die Soldaten noch sehr jung und hatten das Leben eigentlich noch vor sich.

Nach weiteren Quellen suchen sie im Auswärtigen Amt und in Unterlagen der Staatssicherheit. Leider sind die amerikanischen Archive bis heute weitestgehend verschlossen.

Jedes Gespräch, das sie führten, jedes Dokument, das sie fanden, fügt ein Puzzlesteinchen mehr in das Gesamtbild ein. Die Herausforderung für Regine Dura und Hans Werner Kroesinger bestand darin, aus der Vielfalt des Materials einen starken Text zu montieren, welcher der Heterogenität des Gegenstands gerecht wird. Die vielen Stunden an Material werden auf einen Theaterabend von 90 Minuten kondensiert. Der bis kurz vor der Uraufführung andauernde Schreibprozess liegt vor allem in den Händen von Regine Dura. Bei der künstlerischen Umsetzung auf der Bühne führen Regine Dura und Hans- Werner Kroesinger Regie.

Sonderveranstaltungen zum Theaterstück »Pershing«

  • So, 1. Juni 2025, 11.15 Uhr – Das Gelände der Atomraketenbasis Waldheide – Führung für Einsteiger
    Mit der Historikerin Ute Kümmel; Treffpunkt: ehemaliger Hubschrauberhangar/ Schafstall
  • So, 1. Juni 2025, 18 Uhr, Salon3 – »1983: Am atomaren Abgrund«; Dokumentarfilm von Henry Chancellor
  • Do, 5. Juni 2025, 16.00 Uhr Stadtarchiv Heilbronn – Fotos zur Dokumentation: Momentaufnahmen der Atomraketenbasis Waldheide direkt nach dem Abzug der US-Amerikanischen Streitkräfte mit Fotografin Barbara Kimmerle und Historikerin Ute Kümmel
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