Am Ende des Lebens die Regie zurückgewinnen
„Was länge währt, wird endlich gut“ – mit diesem Satz begrüßte der Landrat eine hocherfreute Runde zu dem formellen Auftakt einer neuen Ära in der Palliativversorgung des Kreises. Neben dem Investor, Ralf Bohn von der Carus Holding GmbH, und den AWO-Hessen-Süd-Vertretern Ulrich Bauch (Geschäftsführer), Hans-Jürgen Herbst (Bezirksvorstand und Kreisverband Vogelsberg) und Linda Sartor (Projektleiterin) waren zu dem Termin auch die beiden Architekten Stefan Strack und Karsten Schmidt erschienen. Dr. Norbert Sehn, Vogelsberger Palliativmediziner sowie Dr. Sigrid Stahl und Susanne Botthof-Schlitt von der Fachstelle Gesundheitliche Versorgung im Vogelsbergkreis vertraten den gesundheitlichen Bereich. Die letzten drei Genannten waren neben Tanja Bohn, die die Lichtermeerstiftung vertrat, intensiv in die Vorplanungen für ein stationäres Hospiz eingebunden. Der Landrat ließ in seiner Begrüßung die Stationen bis zu diesem Tag Revue passieren und dankte seinem Vorgänger Manfred Görig für dessen Engagement in diesem Thema, das bereits 2015 seinen Anfang nahm. Von einem ersten Arbeitskreis über die Bildung eines Fachausschusses bis zur Einsetzung einer Palliativkoordinatorin und der Gründung des Hospiz- und Palliativnetzwerks berichtete Mischak; parallel dazu starteten bereits 2017 erste Versuche, einen Investor, einen Träger und einen Ort für ein stationäres Hospiz zu finden. 2021 begann man mit der Konzepterstellung, zeitgleich kam mit der Gründung der Vogelsberger Hospiz- und Palliativstiftung Lichtermeer ein sehr engagierter Akteur hinzu, dessen „erklärtes Ziel von Anfang die Errichtung eines stationären Hospizes im Vogelsberg war“, wie Stiftungsratsvorsitzende Tanja Bohn später noch sagen würde. Seit 2022 wurden die Aktivitäten des Vogelsbergkreises, der Stiftung, der Investoren und auch des hinzugezogenen Architekturbüros Schmidt & Strack konkreter. Mit der AWO Hessen-Süd konnte ein Träger gefunden werde und nun konnte am 10. November der offizielle Start bekanntgegeben werden: „Die wohnortnahe Hospizversorgung ist eine gute Nachricht für die Menschen im Vogelsberg“, freute sich Landrat Mischak mit den Anwesenden, „ein großer Schritt in der Pflege- und Versorgungslandschaft.“
Der Investor Ralf Bohn zeigten sich ebenfalls sehr erfreut. Eigene Erfahrungen hätten sie dazu bewegt, sich auf dem Gebiet der Hospizversorgung zu engagieren, sagte Ralf Bohn. Die Investition in ein Hospiz sei für ihn erstmals ein Projekt ohne Gewinnerzielungsabsicht, ein reines Herzensprojekt, das für die Menschen in der Region eine Lücke schließt. Ein langer Atem sei nötig gewesen bis zu diesem Tag, führte er aus, und Vertrauen in das Projekt und die beteiligten Akteure. Ganz besonders lobte Bohn die Hartnäckigkeit seiner Frau Tanja, die das Projekt im Rahmen ihrer Stiftungsarbeit immer weiter vorangetrieben habe. Dazu hatte Tanja Bohn sich früh in die Projektgruppe eingebracht und freute sich nun gemeinsam mit allen Beteiligten über den ersten großen Schritt: „Ein solches Projekt braucht viele Menschen, die es gemeinsam wollen, die – neben der Finanzierung – die Idee mittragen und mit Herzblut dabei sind“, sagte sie.
Für die AWO im Vogelsberg sprach Hans-Jürgen Herbst. Er dankte den beteiligten Akteuren, insbesondere den Investoren und der Stiftung sowie der AWO Hessen-Süd, die mit der Übernahme der Trägerschaft die Errichtung eines stationären Hospizes im Vogelsberg erst möglich mache. Nach Zeiten der Krise habe sich der Verband als zuverlässiger und solventer Arbeitgeber positioniert und gehe mit dem Hospiz – nach dem AWO-Sozialzentrum in Lauterbach – nun die zweite Verpflichtung im Vogelsberg ein. Das Hospiz biete schwerkranken Menschen am Ende ihres Lebens und deren Angehörigen einen Ort der Geborgenheit, Würde und Nähe sowie fachliche Begleitung. Das Projekt sei beispielhaft für eine gelungene Zusammenarbeit verschiedener Mitwirkender, die ein gemeinsames Ziel haben, und es zeige, dass sich bürgerschaftliches Engagement lohne.
Ulrich Bauch betonte, dass es wichtig sei, in der Region und vor Ort gerade mit einem Projekt wie einem Hospiz willkommen zu sein. Dieses Gefühl habe er von Anfang verspürt und die Trägerschaft der AWO auch gegen erste Bedenken vorangebracht. Die Kontakte zu den Investoren hätten ihn davon überzeugt, dass das Hospiz gewollt ist. Auch das Konzept, die Patienten in dem Haus Lichtermeer als Gäste zu behandeln, ihnen „die Regie über ihr Leben zurückzugeben“, sei ein sehr guter Ansatz. Sein Lob galt auch den Architekten: Sie hätten den Gedanken eines Hospizes sehr gut umgesetzt. Bauch freute sich, dass es gelingen werde, ein großzügigeres Haus zu haben, als es sonst üblich ist. Mit Blick auf die Refinanzierung betonte er, dass ein Hospiz, das per Gesetz fünf Prozent seines Bedarfs durch Spenden einspielen müsse, für den Träger ein größeres Risiko darstelle. „Dieses Risiko können wir hier guten Gewissens eingehen“, zeigte sich der AWO-Geschäftsführer überzeugt.
„Dies ist ein großer Tag, ein Meilenstein.“ Dr. Norbert Sehn war die Freude über den Start des Vogelsberger Hospizes deutlich anzusehen. 2007 habe sich die Frage nach einem stationären Hospiz in der Region erstmals gestellt. „Der ländliche Raum muss versorgungssicher bleiben – mit diesem Hospiz gehen wir einen bedeutenden Schritt“, sagte er. Es sei wichtig, in der letzten Lebensphase menschlich und medizinisch gut versorgt zu sein. Auch für ihn spielten vertrauensvolle Kooperationen hier eine große Rolle. Mit Blick auf die sinnvolle Arbeit in einem Hospiz wagte er die Prognose, dass man bis zur geplanten Eröffnung Anfang, Mitte 2027 sicherlich qualifiziertes und begeistertes Fachpersonal finden können.
Zum Abschluss der Runde stellte Karsten Schmidt das Objekt vor, das in Alsfeld in der Straße Am Lieden entstehen soll: Die Räume für acht Gäste auf dem denkmalgeschützten Areal sollen Hotelcharakter haben, es soll eine Terrasse, einen Teich und Gemeinschaftsräume geben. An die Bedürfnisse von Menschen, die vom Bett aus ins Freie wollen, ist gedacht, auch an die verkehrsgünstige Lage sowohl mit Blick auf den Bahnhof als auch den kurzen Weg zum Marktplatz. Man sei zuversichtlich, so Schmidt, dass die Formalitäten nun zügig erledigt würden, sodass schon „ab dem kommenden Frühjahr mit lebhafter Bautätigkeit am Lieden zu rechnen sein wird.“
Weitere Informationen / Info-Boxen:
Stationäre Hospize
Sind wohnliche Einrichtungen mit maximal 8 -16 Betten für Menschen mit unheilbaren Erkrankungen in der letzten Lebensphase. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen schwer kranke und sterbende Menschen mit palliativpflegerischen und palliativmedizinischen, psychosozialen und spirituellen Angeboten. Die Aufnahme ist möglich nach Antragstellung des Haus- oder Klinikarztes und der Kostenzusage durch die Krankenkasse. Die Finanzierung erfolgt zu 95% über die Krankenkassen, die restlichen 5% müssen über Spenden gedeckt werden (§ 39a Satz 1 SGB V).
Ansprechpartner
… für Bewerbungen
Linda Sartor
linda.sartor@awo-hs.org
… für ehrenamtliche Mitwirkung
Susanne Botthof-Schlitt <Susanne.Botthof-Schlitt@vogelsbergkreis.de>
… für Spenden (Stichwort Hospiz)
Tanja Bohn, Lichtermeerstiftung
info@lichtermeer-stiftung.de
Kreisausschuss des Vogelsbergkreises
Goldhelg 20
36341 Vogelsbergkreis
Telefon: +49 (6641) 977-0
https://www.vogelsbergkreis.de
Pressesprecherin
Telefon: +49 (6641) 977-333
E-Mail: sabine.galle-schaefer@vogelsbergkreis.de
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