Bauen & Wohnen

30 Jahre Kiefer Schweisstechnik: Der Marktführer aus Baden blickt optimistisch in die Zukunft

Die Kiefer Schweisstechnik GmbH in Meißenheim feiert ihr Firmenjubiläum in diesem Jahr anders als geplant: Statt einer großen Party für die Mitarbeiter gibt es Genussboxen mit Sekt, Snacks und Süßigkeiten für daheim sowie eine Videokonferenz, um aus der Ferne gemeinsam anzustoßen. „Wir bleiben auch mit dem Jubiläum unseren Werten treu“, sagt Judith Konstantinou, geschäftsführende Gesellschafterin und Tochter der Firmengründer Gottfried und Margrit Kiefer. „Wir schaffen Verbindungen – und wir achten auf den Arbeitsschutz! Dass es bei uns in 30 Jahren keinen schweren Arbeitsunfall gegeben hat, obwohl wir jeden Tag mit 2200 Grad heißen Materialien arbeiten, ist schließlich kein Zufall.“

Sicher sind die Arbeitsplätze bei Kiefer auch aus einem anderen Grund: Kiefer wächst jedes Jahr, hat noch nie rote Zahlen geschrieben und ist stolz auf die Loyalität der Mitarbeiter, die zum Teil schon seit Jahrzehnten dabei sind. „Bei uns gab es noch nie betriebsbedingte Kündigungen oder Kurzarbeit. Nicht im Zuge der Weltfinanzkrise und auch nicht jetzt während der Corona-Krise“, stellt Konstantinou fest. „Wer möchte, kann bei uns seine Lehre machen und dann bis zur Rente einer spannenden Tätigkeit in unserem Unternehmen nachgehen.“

Als Gottfried Kiefer seine Firma auf den 1. Mai 1991 gründete, war man zu fünft. Der Chef und drei Schweißer waren mit Schweißgeräten und Schleifmaschinen draußen auf den Baustellen der Deutschen Bahn im Einsatz, Margrit Kiefer kümmerte sich daheim in Meißenheim um das Büro. „Wir haben recht rasch auf zwei Baustellentrupps umgestellt und dann Zug um Zug neue Mitarbeiter eingestellt“, sagt Gottfried Kiefer. „Mit Paul Huber ist sogar einer meiner Mitarbeiter der ersten Stunde bis heute bei uns. Seit Tag Eins!“

Aus dem Fünf-Mann-Betrieb von einst ist inzwischen eine Firmengruppe mit mehr als 100 Mitarbeitern geworden. Beim thermischen Verbindungsschweißen von Schienen
ist Kiefer Schweisstechnik mit aktuell 64 Mitarbeitern der Marktführer im Südwesten Deutschlands, arbeitet aber auch in Frankreich und der Schweiz. „Wir kommen auf etwa 12.000 bis 13.000 Thermitschweißungen im Jahr“, sagt Gottfried Kiefer. „Dazu kommen noch ein paar tausend Elektro-Schweißungen. Insgesamt sind wir jährlich sicher auf rund 2000 Baustellen tätig.“

Kiefers Arbeit sorgt mit seinen Schweißungen für ein wirklich nahtloses Schienennetz. „Es ist komplett verschweißt“, sagt Schweißfachingenieur Kiefer. „Nur so kann das Netz den Druck- und Zugspannungen standhalten, die bei Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad auftreten.“ Um Schienen lückenlos zu verschweißen, kommt das Aluminotherm-Verfahren zum Einsatz, bei dem eine 2200 Grad heiße Schmelze den Spalt zwischen zwei Gleisstücken füllt und den Schienenstahl untrennbar miteinander verbindet. Nach dem Schweißen wird die Schweißstelle dann auf den Mikrometer genau geschliffen, vermessen und digital verortet. Das alles ist notwendig, um die Sicherheit des Schienenverkehrs zu gewährleisten, erhöht aber auch den Fahrkomfort und verlängert die Lebensdauer von Lokomotiven und Waggons.

Parallel zur Muttergesellschaft in Meißenheim hat die Familie Kiefer deutschlandweit Niederlassungen und Tochtergesellschaften gegründet oder sich an anderen Unternehmen beteiligt. Bei der KGS Gleissicherung sind inzwischen sieben Mitarbeiter beschäftigt, bei der Schleif- und Schweißtechnik-Firma SSST in Bad Lausick bei Leipzig sind es zwölf und bei den Prüfingenieuren der Schienentechnik Überwachungs GmbH (SÜG) sind es fünf. Seit 2018 ist Kiefer zudem an der PlusPol GmbH in Hamm beteiligt, einer Ausbildungsakademie für Schweißer, Schweißmeister und Schweißfachingenieure im Oberbau. Besonders dynamisch entwickelt sich die RMI GmbH in Filderstadt, die sich auf präventives Schleifen im Bereich von Weichen spezialisiert hat und mit ihrer Arbeit die Lebensdauer dieser wichtigen Bauteile verlängert. „Seit der Gründung im März 2020 ist es nun ein Unternehmen mit jetzt 17 Mitarbeitern geworden“, sagt Judith Konstantinou.

Auch für die Zukunft sind Familie Kiefer und Geschäftsführer Bernd Wöhrle optimistisch. „Klimapolitik und Umweltschutz sind die großen Themen unserer Zeit“, sagt Gesellschafterin Mareike Kiefer, die zweite Tochter des Firmengründers. „Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen kann, braucht es die Bahn, ein wirklich leistungsfähiges Schienennetz und damit auch unser Know-how. Ich glaube: Die Schiene wird immer wichtiger, gerade in einer nachhaltig umdenkenden Welt.“

Kiefer wachse daher kontinuierlich weiter, habe allein seit dem Jahresbeginn 2021 drei weitere Ingenieure eingestellt. „Fünf bis sechs weitere Schweißer könnten wir sofort gut gebrauchen“, sagt Judith Konstantinou. „Aber vermutlich wird es auch in diesem Jahr wieder so sein, dass wir unsere Thermitschweißer und Elektro-Verbindungsschweißer selbst ausbilden müssen.“

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