Gesundheit & Medizin

Burnout-Risiko bei Pflegefachpersonen hoch

Psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit Burnout traten 2021 in Pflegeberufen fast doppelt so häufig auf wie in allen anderen Berufsgruppen. Seit 2012 ist deren Anteil um mehr als 39 Prozent gestiegen. Burnout in der Pflege ist auch keine Frage des Geschlechts oder Alters. Das Burnout-Risiko ist bei den unter 30-Jährigen fast genauso hoch wie bei älteren Pflegefachpersonen. Das ergab eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) der Arbeitsunfähigkeitsdaten von rund 4.000 AOK-versicherten Beschäftigten in Pflegeberufen. „Dies unterstreicht, dass sich die teilweise erschwerten Arbeitsbedingungen in der Pflege negativ auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken“, so Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.

Seit Jahren zeigen WIdO-Analysen, dass psychische und psychosomatische Erkrankungen beim Pflegepersonal zunehmen. „Diese Entwicklung bereitet uns große Sorgen. Deshalb müssen wir den mit der ‚Konzertierten Aktion Pflege‘ begonnenen Prozess unbedingt fortsetzen und gemeinsam mit allen Akteuren aus der Pflege wichtige Weichen stellen, die die Rolle der Pflegeberufe und ihre Attraktivität stärken sowie Arbeitsbedingungen in der Pflege nachhaltig verbessern“, fordert Niemeyer.

Die Anforderungen in der Pflege sind in den vergangenen Jahren komplexer geworden. Wegen höherer Lebenserwartung gibt es immer mehr demenzkranke und multimorbide Menschen, die viel Zuwendung brauchen und deren Pflege viel Fachwissen, aber auch Zeit erfordert. Gleichzeitig wird es für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser zunehmend schwer, qualifiziertes Personal zu finden. Zahlreiche Stellen bleiben unbesetzt. Das bedeutet, dass weniger Pflegefachpersonen mehr Aufgaben bewältigen müssen. Wegen hoher Arbeitsdichte können sie sich nicht so intensiv um die Menschen kümmern, wie sie es möchten und gehen oft mit einem unguten Gefühl nach Hause. Personalknappheit hat zum Beispiel zur Folge, dass Dienstpläne weniger belastbar sind und Mitarbeitende öfter aus der Freizeit zum Dienst geholt werden. „Diese Mehrbelastungen führen dazu, dass zahlreiche professionell Pflegende dem täglichen Druck nicht mehr standhalten können, krank werden und ausfallen“, so Niemeyer.

Laut WIdO-Analyse stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in der Pflege (einschließlich Burnout) im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 6,2 Tage je Mitglied an und lag damit erneut weit über dem Durchschnitt aller Berufe (3,1 Tage). Erkrankungen im Zusammenhang mit der Diagnose Burnout verursachten bei Pflegekräften im vergangenen Jahr im Schnitt 39,5 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 AOK-Mitglieder, mehr als doppelt so viel wie in anderen Berufen mit 18,8 Tagen (siehe Grafik).

Über alle Krankheitsarten hinweg lag die Anzahl der durchschnittlichen Ausfalltage je Mitglied in der Pflege im Jahr 2021 mit 15,7 Tagen leicht höher als bei allen AOK-versicherten Beschäftigten (14,2 Tage). Jedoch beträgt die Arbeitsunfähigkeitsquote 2021 in der Pflege 62 Prozent, das heißt 62 Prozent der AOK-versicherten Beschäftigten in der Pflege waren mindestens einmal krank. Im Vergleich dazu lag die AU-Quote für alle Berufe bei 50,3 Prozent.

Anreize für bessere Bezahlung

„Damit nicht noch mehr Pflegefachpersonen zu Patienten werden, braucht es etwas, was andere Gesundheitsberufe längst haben, nämlich Wertschätzung und Anerkennung für das, was die Menschen in der Pflege Tag für Tag leisten“, sagt die AOK-Vorstandsvorsitzende. Dabei könne sich diese Wertschätzung auf unterschiedliche Art und Weise zeigen: etwa durch bessere Bezahlung, mehr Personal, größere Handlungsfreiheiten, mehr Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten oder mehr Mitbestimmung. Hier habe sich in den zurückliegenden Monaten einiges bewegt: Das Personalbemessungssystem in vollstationären Pflegeeinrichtungen biete die Chance, die Pflegearbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Die gesetzlich vorgeschriebene Bindung der Zulassung an Tarifverträge oder an tarifähnliche Entlohnung schaffe Anreize für bessere Bezahlung. „Die Bezahlung mindestens auf Tarifniveau in allen Pflegeeinrichtungen in Deutschland ab 1. September 2022 wird umgesetzt“, sagt Niemeyer.

Wie die aktuellen Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit in der Pflege verdeutlichen, brauchen Pflegefachpersonen dringender denn je Entlastung und Ausgleich. Dazu kann die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) einen wirkungsvollen Beitrag leisten. Genau dieses Ziel verfolgt die AOK-Initiative Pflege.Kräfte.Stärken. Mit vielfältigen Angeboten etwa zur Stärkung von Resilienz, zum Stressmanagement, zur gesunden Gestaltung von Schichtdiensten oder Führungskultur unterstützt die AOK Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, die die Ressourcen ihrer Beschäftigten stärken und ihre Arbeitsstrukturen verbessern wollen. So können Pflegende beispielsweise mit dem digitalen Gesundheitstraining zur Resilienz „RESIST“ ihre individuelle psychische Widerstandskraft stärken. Im AOK-Seminar „Fit für die Pflegeschicht“ erhalten Pflegefachpersonen umfangreiche Informationen und praxisnahe Tipps zu den Themen Schlaf, Stress, Bewegung und Ernährung. Sie helfen ihnen dabei, mit wechselnden Arbeitszeiten besser zurechtzukommen. Allein im zweiten Pandemiejahr 2021 hat die AOK-Gemeinschaft in Rheinland-Pfalz und im Saarland über 225 Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser mit Aktivitäten zur BGF unterstützt. Damit nimmt die Gesundheitskasse eine Spitzenposition unter den gesetzlichen Krankenkassen ein. Dieses Engagement wird die AOK in den nächsten Jahren noch weiter ausbauen.

Weitere Informationen: AOK-Initiative Pflege.Kräfte.Stärken

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