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Eine Krise als Chance

„Europa in der Zeitenwende“ lautete das Motto der diesjährigen Europawoche am TUM Campus Heilbronn. Bereits bei der Auftaktveranstaltung im historischen Ratssaal des Heilbronner Rathauses erfüllten mahnende, aber auch hoffnungsvolle Worte den Raum. Die Zukunft der europäischen Idee kann sich nur in einem demokratischen, freiheitlichen Rahmen entfalten. Dr. Rangel Trifonov, Projektmanager bei der TUM Campus Heilbronn gGmbH und Organisator der Europawoche, führte durch einen erkenntnisreichen Abend mit zwei Impulsvorträgen. 

Oberbürgermeister Harry Mergel gab mit seiner Begrüßungsrede die Richtung vor: „Die Energie folgt dem Fokus, und wir können ein gutes Signal aussenden.“ Heilbronn sei als Universitätsstadt zukunftsfest. Diesen Titel trägt die Stadt, seit sich die TUM in der Käthchenstadt angesiedelt hat. Für Ali Sunyaev, Professor und Vizepräsident des TUM Campus Heilbronn, ist dies eine Erfolgsgeschichte mit klarem Auftrag: „Wer heute nicht an morgen denkt, ist morgen von gestern.“ Wie das gelingen kann, zeigten die beiden Impulsgeber, Prof. Frank Baasner, ehemaliger Direktor des Deutsch-Französischen Instituts (dfi), und Matthias Schäfer von der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Mehr Verbindendes als Trennendes 

„Wir haben verstanden“, sagte Baasner. Verstanden, dass Europa eine eigene Verteidigungsstrategie und neue Technologien vorantreiben muss. Gerade in Zeiten, in denen die Stabilität Europas durch amerikanischen Druck, einen Krieg vor den Grenzen Polens und nicht zuletzt durch den Klimawandel bedroht ist, sei es wichtig, sich an die gemeinsamen Werte Freiheit und Frieden zu erinnern. „Wir stehen in der Mitte des Flusses, und der Pegel steigt“, so Baasner. Dennoch hätten die Länder in der EU mehr Verbindendes als Trennendes. Neben dem Sozial- und Bildungssystem seien dies die Urbanisierung und historisch betrachtet die Errichtung von Städten. 

Mit Matthias Schäfer unternahmen die Gäste einen Exkurs nach Algerien. Kein Wunder, schließlich leitet Schäfer dort das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung. Für ihn ist es wichtig, Europa in der Region Nordafrika wieder sichtbarer zu machen. Schließlich ist der algerische Einfluss gerade in unserem Nachbarland Frankreich enorm: 40 Prozent der nächstwahlberechtigten Generation haben Wurzeln in dem Maghreb-Staat. In der abschließenden Diskussion standen Themen wie eine mögliche EU-Mitgliedschaft der Ukraine, aber auch die Frage, wie wir die Demokratie sichern können, im Mittelpunkt. Für Baasner geht das nur über echtes Erleben: „Jede Schülerin und jeder Schüler in Europa sollte an einem Schüleraustausch teilnehmen und die Vorzüge unserer Einheit live erfahren.“

Lebendige Diskussion mit KI-Experten im Herzen Europas 

Damit die Studierenden im Rahmen der Europawoche den Kontinent auch praktisch erleben, stand am zweiten Tag eine Exkursion auf dem Programm. Diese wurde von Dr. Stefan Seidendorf, stellvertretender Direktor des dfi, begleitet. Und wo kann man den Geist von Europa besser verspüren als in Straßburg, jener Stadt im Herzen des Kontinents, die einige der wichtigsten europäischen Institutionen beherbergt? Eine davon stand auf dem Besuchsprogramm: der Europarat. Dort hatten die Studierenden Gelegenheit zu einem Austausch mit Andreas Siegel, ehemaliger deutscher Top-Diplomat in der Organisation, sowie mit Vadim Pak, Mitglied des Lenkungsausschusses für Künstliche Intelligenz. Pak hat am EU Artificial Intelligence Act, dem ersten umfassenden Regelwerk zu Künstlicher Intelligenz, mitgewirkt.

Siegel verriet, dass Höhepunkte seiner langjährigen Arbeit für den Europarat die Ausarbeitung eines mittelfristigen Plans für das Gremium sowie Verhandlungen mit Beitrittskandidaten waren. Pak berichtete, dass er die Hauptaufgabe des Lenkungsausschusses darin sehe, die Kluft zwischen Politikern und Rechtsexpertinnen einerseits und KI-Ingenieurinnen und -Ingenieuren andererseits zu überbrücken. In einer lebhaften Diskussion mit den Studierenden bezeichnete er die Cybercrime-Konvention des Europarats als enormen globalen Erfolg und verriet die besondere Herausforderung in der Schaffung eines Regelwerks für den Umgang mit KI: „Das Problem liegt in der Ex-ante-Regulierung: Man ist gezwungen, aktiv zu werden, bevor etwas passiert.“

Innovative Geschäftsmodelle 

Ihre Kenntnisse praktisch anwenden konnten die Studierenden bei einem Workshop am dritten Veranstaltungstag. Unter dem Motto „Doing Business in Europe“ entwickelten sie Geschäftsmodelle für die transnationale Zusammenarbeit. Diese stellten sie den Workshop-Leitenden, Dr. Eileen Keller, wissenschaftliche Mitarbeiterin am dfi, und Frank Baasner vor. Unter den vielen originellen Ideen der Studierenden waren ein Konzept für das Recycling spezieller Produkte oder eine elektronische Anwendung, die es ermöglichen soll, sich ohne Reisepass und Handy zu identifizieren. 

Auch bei der Abschlussveranstaltung im Heilbronner Parkhotel standen zunächst die Studierenden im Mittelpunkt: Sie berichteten dem Publikum, wie sie ihr Leben in Europa wahrnehmen, aber auch was sie bei der Europawoche erlebt haben. Deutlich wurde, dass besonders die Grenzfreiheit im Schengen-Raum, die Wertschätzung des Individuums und die Willkommenskultur von den Studierenden besonders geschätzt werden. Etwas ganz Besonderes hatte sich Organisator Trifonov für das abschließende Panel einfallen lassen: Auf dem Podium mit Matthias Schäfer, Florian Stupp, Student am TUM Campus Heilbronn und Gründer des Start-ups Public Makers, sowie Moderatorin Charleen Florijn blieb ein Stuhl frei. Auf diesen konnten sich abwechselnd Leute aus dem Publikum setzen, um sich an der Diskussion zu beteiligen.

Tieferes Verständnis durch Austausch 

„Viele Menschen im Publikum haben die Gelegenheit genutzt, an der Diskussion teilzunehmen und sich zu relevanten Fragen zu äußern“, berichtet Organisator Trifonov. „Dadurch wurde die Diskussion viel lebendiger und sprunghaft im positiven Sinn, weil viele Themen zur Sprache kamen, die wir nicht eingeplant hatten.“ Einig waren sich die Diskussionsteilnehmenden, dass die schwierige derzeitige Situation Europas dem einzelnen Individuum umso mehr Chancen gibt, die Stimme zu erheben und einen wichtigen Beitrag zu leisten. Auf diese Weise würden Entscheidungen von einer viel größeren Gruppe getroffen als in einer Diktatur und es könnten viel mehr neue Ideen entstehen. 

Welches Fazit zieht Trifonov aus der Europawoche? „Für mich ist es besonders wertvoll zu sehen, wie Studierende – vor allem die internationalen – nach der Veranstaltung in der Lage sind, europäische Perspektiven zu verstehen und gesellschaftspolitische Prozesse differenzierter wahrzunehmen.“ Gerade im Austausch über ihre eigenen vielfältigen kulturellen und individuellen Hintergründe entstehe ein tieferes Verständnis für Europa, seine Geschichte und seine politischen Strukturen. „Deshalb hoffe ich sehr, dass dieses Format fortgeführt wird – es leistet einen wichtigen Beitrag zur internationalen Bildung.“  

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