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Karriere mit Farbe, Werkzeug und Vision: Wie das Handwerk Abiturienten begeistert

Viele Abiturientinnen und Abiturienten haben das Studium als nächsten Schritt fest im Blick. Doch einige entscheiden sich bewusst für eine Ausbildung im Handwerk – und das mit Erfolg.

Jeder Pinselstrich sitzt: Bei einem Einfamilienhaus in Schorndorf wird die Fassade erneuert und Nina Laitenberger verpasst den Holzfenstern einen neuen Anstrich. „Ich bin voll konzentriert und gleichzeitig ist das Arbeiten auch sehr entspannend, weil ich hier draußen die Ruhe und Natur genießen kann. Mit meinen Kollegen habe ich ein tolles Team um mich, kann aber auch sehr gut selbstständig arbeiten“, erzählt die angehende Malerin und Lackiererin im zweiten Lehrjahr. 2024 hat sie ihr Abitur gemacht und sich danach bewusst für das Handwerk entschieden – trotz anfänglicher Skepsis im Umfeld. Ihr Opa habe sie als erstes unterstützt, da er selbst Handwerker sei. Doch nach kurzer Zeit war die ganze Familie überzeugt: Die Ausbildung ist genau das richtige für Nina.

„Ich wollte raus, ich wollte was selbst erschaffen“, sagt die 18-Jährige. Heute liebt sie die Vielseitigkeit ihres Berufs, das Arbeiten an der frischen Luft und das Gefühl, am Ende des Tages ein sichtbares Ergebnis in den Händen zu halten. Nina hat klare Pläne für ihre Zukunft: „Ich will auf jeden Fall meine Ausbildung erstmal gut abschließen, danach weiterarbeiten, dass ich noch mehr Baustellen kennenlerne, und dann meinen Malermeister machen.“ Irgendwann selbst Azubis ausbilden, das kann sich Nina ebenfalls gut vorstellen. „Mein persönlicher Traum ist es, noch den Restaurator im Denkmalschutz zu machen und mich besonders mit Fachwerkhäusern und alten Kirchen zu beschäftigen“, so die Auszubildende.

Beste Karrierechancen im Handwerk

Das Handwerk biete gerade Abiturientinnen und Abiturienten hervorragende Perspektiven, sagt Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart: „Eine Ausbildung im Handwerk ist nicht Plan B, sondern eine echte Zukunftschance. Wer im Handwerk anpackt, kann direkt viel bewegen, Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und aktiv die Zukunft mitgestalten. In keiner anderen Branche kann man so schnell in Führungspositionen aufsteigen.“

Nach der Ausbildung kann der Meister oder ein Techniker gemacht werden, was einen als Ausbilder und Führungskraft befähigt. Wer noch tiefer in die Betriebsführung einsteigen möchte, kann die Weiterbildung zum Betriebswirt oder zur Betriebswirtin im Handwerk absolvieren. Gerade jetzt gäbe es sehr gute Chancen, einen eigenen Betrieb zu führen, berichtet der Kammerchef: „Hunderte Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart suchen eine qualifizierte Nachfolge, da die Geschäftsleitung in den nächsten Jahren in Rente geht. Eine Betriebsübernahme bietet beim Schritt in die Selbstständigkeit oft eine gute Grundlage, wenn Gewerbefläche, Kundenstamm und Mitarbeitende übernommen werden können.“

Über Umwege zur richtigen Ausbildung

Trotzdem wissen viele Gymnasiasten gar nicht, welche Perspektiven das Handwerk bietet. Die Erfahrung hat auch Marvin Telseren aus Ludwigsburg gemacht. Nach dem Abi war klar: Er geht studieren. Wegen seiner technischen Orientierung hat er ein Maschinenbau-Studium angefangen. Doch nach den ersten erfolgreichen Semestern kamen die Zweifel. Der 22-Jährige wollte später nicht nur am Schreibtisch sitzen, sondern vor Ort an den Maschinen arbeiten. Erst durch Gespräche mit Freunden und einem Praktikum kam er auf die Idee, eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik zu beginnen.

Wegen seines Abiturs durfte Marvin direkt im zweiten Lehrjahr einsteigen und ist begeistert: „Ich sehe jeden Tag, was ich gemacht habe, und muss mir bei Herausforderungen immer wieder eigene Gedanken machen, um Lösungen zu finden. Das macht Spaß und gibt mir ein gutes Gefühl.“ Auch die Verbindung der Praxis im Betrieb mit den theoretischen Lerninhalten an der Berufsschule gefällt ihm gut. „Gerade als Abiturient hat man wirklich keine Probleme, in der Schule mitzuhalten. Wenn man Spaß an seinem Job hat und besser werden möchte, kann man im Handwerk wirklich viel erreichen“, berichtet der Auszubildende.

Ergebnisoffene Berufsorientierung wichtig

Doch welche Entwicklungsmöglichkeiten er im Handwerk hat, hat der 22-Jährige erst während der Ausbildung erfahren: „Hätten wir in der Schule mehr Berührungspunkte mit dem Handwerk gehabt, hätte ich zweimal überlegt, ob ich studieren gehe oder eine Lehre mache.“ Jetzt hat Marvin neue Pläne: Nach der Ausbildung möchte er noch ein paar Jahre als Geselle arbeiten, dann seinen Meistertitel machen und vielleicht sogar in die Selbstständigkeit gehen.

„Es zeigt einmal mehr, wie wichtig eine ergebnisoffene Berufsorientierung an allen Schulformen ist, damit die Schülerinnen und Schüler direkt den richtigen Weg ins Berufsleben finden“, so Peter Friedrich. Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Sommer der Berufsausbildung“ engagiert sich daher die Handwerkskammer aktiv, Gymnasiasten das Handwerk näher zu bringen. Zum einen können Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse über das Projekt „ProBerufGym“ vom 7. bis 11. Juli 2024 ein viertägiges Betriebspraktikum in vier verschiedenen Betrieben und Berufsfeldern absolvieren. Am 22. und 23. Juli finden außerdem wieder „Info-Tage im Handwerk“ im Jugendhaus Vaihingen statt, bei denen Gymnasiasten bei abwechslungsreichen Workshops praktische Einblicke in verschiedene Handwerksberufe erhalten.

Obwohl seit dem neuen Schulgesetz 2024 Gymnasien gleichermaßen zur Qualifizierung für die berufliche, wie für die akademische Ausbildung verpflichtet seien, sei das Handwerk dort oft noch gar nicht repräsentiert, kritisiert Friedrich. Der Kammerchef ruft daher die gymnasialen Lehrkräfte auf, das Handwerk als potenziellen Karriereweg zu vermitteln: „Das Handwerk bietet jungen Menschen mit Abitur nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern auch verschiedene Perspektiven für eine erfüllende Karriere. Bei 130 Ausbildungsberufen ist für jeden das passende dabei.“

Warum Handwerk? Die Vorteile auf einen Blick:

  • Sinnstiftende Arbeit: Handwerkerinnen und Handwerker gestalten aktiv die Zukunft mit und sehen am Ende des Tages, was sie geschaffen haben.
  • Gute Karrierechancen: Vom Gesellen über den Meister bis hin zur Selbstständigkeit.
  • Abwechslungsreicher Alltag: Kein Tag ist wie der andere – ständig neue Aufgaben und Herausforderungen.
  • Theorie trifft Praxis: Lernen mit Kopf und Hand – ideal für praktische Lerntypen.
  • Schneller Einstieg ins Berufsleben: Frühe Eigenverantwortung und finanzielle Unabhängigkeit.
  • Wertschätzung und Sicherheit: Handwerkerinnen und Handwerker werden immer gebraucht und gut ausgebildete Fachkräfte dringend gesucht.

Weitere Informationen zu den 130 Ausbildungsberufen im Handwerk: www.130chancen.de

Weitere Informationen zum Projekt ProBerufGym: www.hwk-stuttgart.de/proberufgym

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